Unterwegs mit dem anderen Zauberer - Eine Reise zur Heilung
(Following the other Wizard - A Journey into Healing)
von jodancingtree, übersetzt von Cúthalion



Kapitel 25
Die Grube, die einst Barad-Dûr war

Yarga blieb drei Tage fort, und dann ging Canohando auf die Suche nach ihm. Er wollte, dass Lash mitkam, aber Lash fing an, seine Flöte zu schnitzen.  

„Überlass ihn dem Dunkel und seiner Trommel, Canohando“, sagte er, ohne die Augen von dem Holz zu nehmen. „Wenn er in dieser Stimmung ist, kannst du nicht mit ihm reden.“

Frodo dachte, dass dies ein guter Rat sei, aber Canohando strich in der Kammer auf und ab wie ein wildes Tier im Käfig, und endlich schnappte  er sich seinen Bogen und ging hinaus. Er kam nicht eher als bis zum späten Abend zurück, als sie sich gerade zum Schlafen hinlegten.

„Hast du ihn gefunden?“ fragte Radagast. Der Ork nickte und lehnte Bogen und Köcher sorgsam gegen die Wand. 

„Ich habe Fleisch für ihn erlegt, aber er wollte nicht essen. Morgen gehe ich wieder hin.“

„Sei vorsichtig, dass er nicht dich zu seinem Fleisch macht,“ sagte Lash. Er durchquerte den Raum, damit er sich neben dem größeren Ork niederlassen konnte, und Canohando rutschte herum, bis sie Schulter an Schulter saßen, als würde die Berührung ihn trösten. „Überlass ihn seiner Trommel,“ sagte Lash wieder.

Aber als sie am nächsten Morgen aufwachten, war Canohando fort, und er kehrte nicht zurück, bis sie zu Abend aßen. Er setzte sich zu ihnen und akzeptierte den Becher Tee, den Frodo ihm gab, aber essen wollte er nicht.

„Ich habe schon gegessen,“ sagte er, leerte seinen Becher und gab ihn zurück, um ihn wieder füllen zu lassen.

„Wessen Beute?“ fragte Lash.  

„Yargas. Meine hat er während der Nacht verschlungen.“ Canohando zog eine Grimasse. „Roh,“ fügte er hinzu und kratzte mit dem Fingernagel an seinen Vorderzähnen, als wollte er sie reinigen.

Lash füllte eine Schale halb mit Eintopf und trug sie zu ihm hinüber. „Roh von Yarga, gekocht von mir,“ sagte er, als wäre es eine Herausforderung, und Canohando legte den Kopf in den Nacken und goss das Essen in einem Zug hinunter.

„Mach ein Spielbrett, Kümmerling,“ sagte er zu Frodo. Wir werden zusammen Orks sein, gegen diese Tarks da.“ Er zeigte Lash feindselig die gebleckten Zähne, aber der andere Ork grinste bloß; und obwohl sie Orks und Tarks spielten, bis Frodo an Ort und Stelle einnickte, machten Lash und der Zauberer jedes Spiel mit. Am nächsten Morgen war Canohando wieder fort.  

Lash arbeitete geduldig an seiner Flöte, brachte den Zedernast, den Radagast ihm gegeben hatte, in Form und höhlte ihn aus. Sein Gesicht war friedlich, seine Hände trotz ihrer rauen Erscheinung geschickt und behutsam; Frodo beobachtete ihn verstohlen. Er hatte das Gefühl, dass sein Wagnis sich wenigstens bei diesem Ork ausgezahlt hatte. Radagast erzählte ihnen zum Zeitvertreib Geschichten, und abends spielte er ihnen auf seiner eigenen Flöte etwas vor. Canohando verschwand jeden Tag und jagte gemeinsam mit Yarga, wie sie vermuteten, aber bis zum Abendessen war er wieder zurück. Und ein paar Nächte später, als Radagast mit seiner Musik begann, da hörten sie Yargas Trommel irgendwo draußen in der Dunkelheit, wie sie der Flöte Antwort gab und eindringliche Rhythmen rings um ihre klaren Töne schlug.

Wochen vergingen, und Frodo hatte seine Erkältung lange überwunden. Eines Morgens saß er dicht am Feuer, spielte mit sich selbst Knöchelchen, lauschte Radagast, wie er von den Goldenen und Silbernen Bäumen erzählte und schaute Lash dabei zu, wie er die fertige Flöte glatt polierte. Er schreckte hoch, als Canohando in die Kammer platzte.

„Kommt heraus aus diesem dunklen Loch,“ schrie der Ork, „es ist Frühling!“ Sie hasteten hinter ihm her die Treppen hinauf und hinaus auf den oberen Vorhof. Der Boden war trocken, und sie standen blinzelnd im Sonnenlicht. Der kalte, dunkle Winter war vorüber. 

„Es ist tatsächlich Frühling,“ sagte Radagast, und Frodo streckte sich und wandte sein Gesicht in die Sonne; er schloss die Augen gegen ihre Helligkeit und genoss ihre Wärme. „Zeit, weiterzuziehen,“ sagte eine Stimme hinter ihnen. Er schwang herum und sah Yarga im Torbogen stehen, halb ihm Schatten. „Gehen wir nach Lúgbúrz, alter Mann?“

Radagast nickte. „Wenn du immer noch dorthin gehen willst,“ sagte er. Er schaute Canohando an.

„Ja,“ sagte der große Ork. „Das will ich.“ Frodo zog seinen Mantel eng um sich; er fror, als wäre jemand über sein Grab gegangen.

Sie verbrachten noch eine weitere Nacht in der Festung; Yarga schlief bei ihnen in dem unterirdischen Raum und am Morgen brachen sie auf. Canohando übernahm die Führung, als wollte er auf dieser Reise keine weitere Verzögerung mehr dulden. Er legte ein Tempo vor, bei dem Frodo nahezu in einen Dauerlauf verfallen musste, um Schritt zu halten, und als sie für die Nacht das Lager aufschlugen, sank der Hobbit zu Boden, ohne dass ihm noch die Kraft blieb, ein Feuer zu machen.

„Willst du ihn erschöpfen?“ fragte Radagast den Ork leise. Lash kochte ihr Essen, und der Zauberer saß rauchend am Feuer. Er hatte Frodo mit seiner Decke zugedeckt, bevor er sich niederließ.

Canohando blinzelte, dann kauerte er sich neben den Hobbit. „Nein,“ sagte er. Er ließ seine Hand auf der deckenverhüllten Gestalt ruhen; Frodo schlief tief und fest. „Nein; ich hatte vergessen, dass er so klein ist. Halt mich morgen auf, alter Mann, wenn ich zu schnell laufen sollte.“

Zwölf Tage brauchten sie für die Reise; sie waren mit einer Geschwindigkeit unterwegs, die Frodo ohne Erschöpfung durchhalten konnte. Sie verlangsamten ihren Weg nicht, um nach Stellen zum Pflanzen zu suchen oder nach Lebenszeichen Ausschau zu halten; tatsächlich war das Land so kahl, dass es keinen Sinn gemacht haben würde. Die Erde war hart wie Eisen und die alten Flussbetten, an denen sie vorüber kamen, waren trocken. Hier war der Regen des Winters nicht gefallen. Die letzten paar Tage wateten sie durch Asche, die Frodo an manchen Stellen bis zu den Knien reichte… Asche, die in die Luft stieg, während sie liefen, die hochwölkte, ihnen in den Augen stach und hinten in der Kehle brannte. Sie machten einen Bogen um den Berg, um das Schlimmste zu vermeiden, was die Wanderung um weitere Tage verlängerte.

Dann, ganz plötzlich, waren sie da. Ohne Vorwarnung klaffte das Land vor ihren Füßen auf, eine steile Schlucht, die sich von dort, wo sie standen, bis zu einer schwarzen Klippe erstreckte, die weit voraus den Horizont unterbrach – und überall dazwischen war nichts, ein schmerzhafter Abgrund, von dem Frodo dachte, dass er bis zum Mittelpunkt der Erde reichen müsste.

Er wich davor zurück, so verängstigt, als könnte irgendetwas aus der Tiefe sich nach oben ausstrecken und ihn hinunter zerren. Er wollte sich abwenden und fliehen, aber zur gleichen Zeit wollte er auch in die Grube hinunterschauen, um zu wissen, ob dort etwas zu sehen war… was auch immer. Er ließ sich auf den Boden nieder und kroch auf dem Bauch vorwärts; er tastete mit den Fingern nach dem Rand und spähte darüber hinaus.

Es war schwarz, schwarz wie der Tod und bodenlos, und selbst jetzt noch stank es nach Asche und Schwefel. Frodos Geist wankte, und eine Welle der Übelkeit schwappte über ihn hinweg; er krabbelte rückwärts und lag zitternd auf den Boden, dankbar für die feste Erde unter seinem Körper. Seit Kankras Tunnel hatte er nichts mehr betrachtet, das ihn so sehr entsetzte, und doch stellte es eine fürchterliche Anziehung dar; er grub die Finger in den Erdboden, um sich davon abzuhalten, wieder nach vorne zu kriechen und noch einmal hin zu schauen.

„Komm, Esel, wir werden nicht in der Nähe von diesem Ding lagern.“ Radagasts Stimme brach durch seinen Nebel, und er blickte auf, packte die ausgestreckte Hand des Zauberers und kam stolpernd auf die Beine. Er folgte Radagast und schaute über die Schulter zurück zu den Orks. Canohando und Yarga standen reglos dicht an der Grube und starrten hinein, aber Lash stand zehn Meter von ihnen entfernt: er beschattete die Augen mit der Hand und blickte in Richtung der Berge nach Norden.

Radagast hielt nicht an, ehe sie eine halbe Stunde Fußmarsch von Barad-dûr entfernt waren. Zuerst machten sie Tee, und sobald er seinen ausgetrunken hatte, zündete sich Frodo seine Pfeife an, besänftigt von dem vertrauten Ritual und Aroma. Der Zauberer brachte Pfannen zum Vorschein; Frodo nahm sie ihm ab und fing an, das Abendessen vorzubereiten. 

„Ich werde heute Abend kochen, Esel,“ sagte Radagast, aber Frodo schüttelte den Kopf.

„Es hilft, wenn man etwas tut. Irgendetwas. Radagast, es ist so – nichts!“ Er wedelte mit den Händen und versuchte hilflos auszudrücken, was er empfand. „All diese furchtbare Macht; sie war enorm, sie war überwältigend; ich habe sie gesehen, Radagast! Hast du den Morannon jemals zu Gesicht bekommen? Er war schrecklich; man hatte das Gefühl, es sei hoffnungslos, sich auch nur gegen diese Macht zur Wehr zu setzen, und – da ist nichts mehr übrig. Nur Leere.“

„Die Unterwerfung allen Lebens,“ sagte der Zauberer gedankenvoll. „Er hat sie Eru ins Gesicht geschleudert, seinen Trotz, seine Wut, und – Eru schleuderte sie zurück.“

Frodo nickte schaudernd. Er machte sich ans Kochen, obwohl er das Gefühl hatte, dass das Letzte, was er wollte, etwas zu Essen war.

Es war fast schon dunkel, als die Orks sie fanden. Lash kam zuerst; er blies leise auf seiner Flöte, ein Trällern von Vogelgesang, das verschlafen und friedlich klang. Canohando und Yarga kamen gemeinsam zurück, still und in sich gekehrt. Frodo füllte die Schalen und sie aßen; als sie fertig waren, zog Canohando einen halb bearbeiteten Pfeil aus seinem Köcher, setzte sich ans Feuer und fiederte ihn. Yarga saß an seinem Schlafplatz und schärfte sein Messer.

„Habt ihr genug gesehen?“ sagte Radagast in die Stille hinein.

Er blickte Yarga an, während er sprach, aber Yarga hob nicht den Kopf, und endlich sagte Canohando: „Wir haben genug gesehen. Wir gehen beim ersten Licht.“

„Gut!“ Der Zauberer zog seine Flöte heraus. Er spielte ein Echo von Lashs vorigem Vogelgesang, still und klagend, der Klang von Wasser, das über Steine rann, und Regen, der leise auf fruchtbares Land hernieder fiel. Dann änderte sich die Musik, und es war Finsternis, die über eine sonnenhelle Steppe kroch, Finsternis und Drohung, und der Vogelsang kehrte halb so laut zurück, nur, um vom Marschieren eisenbeschuhter Füße abgewürgt zu werden. Ein Thema aus Metall und Stein wuchs an zu einem misstönenden Wehklagen, das dafür sorgte, dass Frodo sich die Ohren zuhielt, aber die Orks lauschten eifrig, als verliehe die Musik ihren verborgenen Gedanken eine Stimme. Die Flöte endete mit einem durchbohrenden Laut wie ein Kreischen, und dann folgte eine Stille, die so tief war, dass ihnen ihr eigener, rasender Herzschlag bewusst wurde. Dann kehrte der Klang des Wassers zurück, und der Gesang der Vögel, und so hörte es auf. Radagast steckte die Flöte weg und sie legten sich schlafen.

Frodo erwachte in der kalten Stunde vor der Morgendämmerung, aufgeschreckt durch Träume von Feuer und Blut. Außer dem Atmen seiner Gefährten hörte er keinen Laut.

Die leere Schlucht, die einst  Barad-dûr gewesen war, rief nach ihm. Gestern hatte er sich zurückgehalten, aber jetzt wurde die Sehnsucht, noch einmal in diese schwarze Grube zu schauen, übermächtig. Er stand auf und tapste still rings um das Lager; er kaute an den Fingernägeln und versuchte, gegen den Drang anzukämpfen. Sie schliefen alle; Yarga lag auf dem Rücken, die Arme seitlich ausgestreckt. Es war zu dunkel, um sein Gesicht zu sehen, aber irgendetwas in seiner Positur berührte Frodo: der Ork sah so verletzlich aus, wenn er auf diese Weise schlief.

Er hatte genügend Zeit für einen letzten Blick, wenn er sich beeilte. Er konnte bei Morgendämmerung zurück im Lager sein; es gab ausreichend Mondlicht, um den Ort zu finden. In seinem Geist prickelte eine Warnung, aber er ignorierte sie. Er musste diese Schlucht des Nichts noch einmal sehen.

Er folgte ihren Spuren vom vorigen Tag zurück; die Asche erhob sich in der eisigen Luft, umwirbelte ihn und ließ ihn husten. Er hielt an, um aus seiner Wasserflasche zu trinken und setzte seinen Weg fort. Der Mond sank dem Westen zu.

Und dann stand er wieder an der Kante und starrte in den Abgrund. Um ihn herum war es dunkel, aber das war nichts gegen die Finsternis in diesem verfluchten Loch; er schauderte vor Kälte und Entsetzen, aber er wandte sich nicht ab. Der Himmel wurde allmählich heller, und endlich blickte er auf. Zeit zu gehen.

Er drehte sich um und wäre beinahe rückwärts in den Abgrund getreten. Yarga stand hinter ihm, eine schwarze Silhouette gegen den ergrauenden Himmel, ein halbes Dutzend Schritte von ihm entfernt. Frodo spürte, wie sein Blut zu Eis wurde.

„Ich habe dich nicht gehört,“ sagte er und machte einen Schritt fort von der Grube.

„Nein,“ sagte Yarga und lächelte.

„Ich musste es noch einmal sehen.“ Er spielte um Zeit; Yarga war doch sicherlich nicht allein? Wenigstens Radagast musste irgendwo in der Nähe sein.

Yargas Lächeln wurde breiter; Frodo hatte ihn noch nie so glücklich gesehen. „Ich habe sie schlafen lassen, Ringträger. Also bist du zurückgekommen, um noch einmal einen Blick darauf zu werfen, ja? Ich denke, du solltest noch weiter aus der Nähe sehen, was du in Mordor angerichtet hast.“

Der Ork kam näher, und Frodo schaute über seine Schulter zurück. Hinter ihm gähnte der Abgrund, und er kannte Yargas Schnelligkeit zu gut, um zu glauben, dass er ihn täuschen und ihm entkommen könnte.

„Wie viele Orks liegen in diesem Loch und verfaulen? Ich denke, ich werde dich hinter ihnen herschicken. Ich werde dich den ganzen Weg hinunter schreien hören.“ Die purpurne Zunge des Orks schnellte aus seinem Mund und er leckte sich die Lippen. „Aber dann würde ich dich nicht sterben sehen,“ sagte er bedauernd.

Sein Atem wehte Frodo ranzig ins Gesicht. Seine Messerhand kam langsam hoch, bis die Spitze der Klinge in der Vertiefung von Frodos Kehle zur Ruhe kam.

„Ich wünschte, du wärst nach Lúgbúrz gekommen, Ringträger. Ich hätte dich zum Kreischen gebracht! Und dann hätte ich dir die Kehle aufgeschlitzt, um deinen Mund…“

Frodo stand reglos da, starrte in die kalten Augen und hielt sie fest. Jetzt musst du wählen, Yarga. Zu erschlagen oder am Leben zu lassen. Dich von Mordors Joch zu befreien oder – nicht.

Er konnte den Ork nicht hassen, nicht einmal mit dem Messer an der Kehle. Yargas Augen waren so schwarz und leer wie der Abgrund hinter ihm, und alles, was Frodo empfinden konnte, war Mitleid. Yarga mochte ihn töten, aber Canohando und Lash hätten es nicht getan. Sie hatten das Joch zerbrochen; sie waren frei.

Plötzlich fürchtete er sich nicht länger. Er würde sterben, oder er würde noch eine Weile länger leben, und mit beiden Möglichkeiten war er in Frieden. Er hatte seine Bestimmung erfüllt – mehr als zweifach hatte er sie erfüllt! – und Yarga konnte ihm nichts mehr nehmen. Er empfand allerdings Kummer für den Ork, falls der sich entschloss, ihn umzubringen.

Yarga starrte dem Hobbit in die Augen und war irritiert von dem Frieden darin. Raserei und Verwirrung überschlugen sich in seinem Geist; das Messer bebte in seiner Hand, stach in Frodos Haut und zog Blut. Der Frieden in den blauen Augen vertiefte sich. Yargas Hand sank herab und das Messer hing an seiner Seite herunter.

„Geh,“ murmelte er.

Frodos Hand streckte sich aus, als hätte sie einen eigenen Willen; er nahm Yarga am Arm und zog ihn in Richtung Lager. „Komm mit zurück,“ sagte er.

Wie durch ein Wunder folgte ihm der Ork. Sie hatten die Hälfte des Weges hinter sich, als direkt voraus eine Aschewolke auftauchte; es waren Canohando und  Lash, die rannten, aber Radagast lag in Führung. Frodo dachte überrascht, dass er den Zauberer noch nie zuvor hatte rennen sehen. Sie umdrängten ihn und Yarga, nach Atem ringend, und die fliegende Asche wehte rings um sie her und brachte Frodo zum Niesen. 

Canohando packte Yarga an der Schulter, aber der kleinere Ork befreite sich aus seinem Griff und stürzte davon. Canohando ließ ihn gehen und wandte sich an Frodo.

„Was ist zwischen dir und Yarga geschehen, Kümmerling?“

„Er hat mich nicht getötet.“ Während die Worte aus seinem Mund kamen, dachte Frodo, wie närrisch das klang, aber Canohando nickte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich lebend wiedersehe. Wieso bist du allein dorthin zurückgegangen?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging selbst in Richtung Grube, und die anderen kamen hinter ihm her; Radagast hatte den Arm fest um Frodos Schulter gelegt.

Yarga war nicht dort. Canohando ging bis zum Rand, stand da und schaute hinunter, und Frodo trat an seine Seite, „Das ist deine Tat, Neunfinger,“ sagte der Ork. „Der Dunkle Herrscher ist niedergeworfen, und drei Orks sind – ich weiß nicht, was wir sind.“ Er nahm Frodo beim Ellbogen und zog ihn von der Kante fort. „Hier werden wir euch verlassen, alter Mann,“ sagte er zu Radagast.

„Wo geht ihr hin?“

Canohando blickte Lash an, der herumgelaufen war und ihre Fußspuren auf dem Boden untersuchte. „Ich kann nicht sagen, ob er hierher zurückgekommen ist oder nicht. Ich werde seine Spur von der Stelle aus verfolgen müssen, wo er fortgerannt ist,“ sagte Lash.

„Wir werden Yarga folgen,“ sagte Canohando. „Und dann gehen wir in die östlichen Berge und suchen uns ein neues Zuhause.“

Der Ork packte Frodo an den Schultern und starrte ihm ins Gesicht. Seine Augen waren so schwarz, wie sie es immer gewesen waren, aber nicht leer. Nicht wie die von Yarga. „Werdet ihr ihn finden?“ fragte Frodo.

„Wir werden ihn finden. Er wird auf uns warten.“ Plötzlich schlossen sich die Arme des Orks um ihn und zerdrückten ihn beinahe. „Schildbruder,“ murmelte er. Dann stieß er den Hobbit von sich und Frodo stolperte gegen Radagast. Die Orks nahmen den Weg zurück, den sie gekommen waren und verfielen in einen raschen Trab. Einmal blickte Canohando zurück und hob die Hand, dann waren sie fort.


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