Sub Luna
von Cúthalion


Kapitel 2:
Sonnenuntergang

An jenem ersten Abend versucht er, sie fortzuschicken. Sie hat klar vorhergesehen, dass das passieren würde, und sie weigert sich entschieden, zu gehen.

„Aber wir sind… ich meine, wir sind nicht…“ protestiert er.

„Natürlich sind wir das nicht.“ erwidert sie. „Das ist mir egal. Und ich bin sicher, weder Bill noch Fleur haben sich jemals mit deinen… Zweifeln… herumgeschlagen."

Das kommt schärfer heraus als beabsichtigt, und sein Blick passt zu ihrer kurz angebundenen Bemerkung. Aber seine Stimme ist sehr ruhig.

„Die beiden haben andere Probleme, oder nicht?“

Sie lacht, ein überraschend schroffer Laut in der stillen Küche. „Hast du in letzter Zeit mal Bills Gesicht gesehen? Wenn ich mich nicht sehr irre, haben dieselben Zähne ihre Spuren an euch allen beiden hinterlassen.“

Sie räumen den Tisch ab, und in ihrem plötzlichen Zorn und der versteinerten Scham über das, was sie  gerade gesagt hat, verfehlt Tonks die Spüle. Mit einem lauten Knall kracht die Teekanne auf die unebenen Küchenfliesen. Scherben explodieren in alle Richtungen; sie steht mit leeren Händen da, die Augen niedergeschlagen, und flucht in sich hinein. Die entschlossene, kleine Ansprache, die sie den ganzen Nachmittag über vorbereitet hat, bleibt unausgesprochen, und dann gibt er einen kleinen Laut von sich, halb Seufzen, halb Lachen. Da ist der kurze, elegante Schwung eines Zauberstabes und die zerbrochenen Überreste sammeln sich flink auf einer Kehrschaufel, die sie säuberlich in den Mülleimer leert.

„Du hast Recht,“ flüstert er, einmal mehr dicht bei ihr, und sie lehnt die Stirn an seine Brust und spürt die Weichheit des abgetragenen, grauen Pullovers. „Wenn du dir keine Zeit für Zweifel nimmst, dann sollte ich es auch nicht tun.“ Wieder dieser Laut, und diesmal ist es ein Seufzen. „Ich bin einfach nicht gewöhnt an… an das hier.“

Nicht gewöhnt an was? An echtes Vertrauen und Zuneigung? An die erstaunliche Tatsache, dass sich jemand zu ihm hingezogen fühlen könnte, trotz der schmerzhaften Verwandlung, die er jedes Mal durchmacht, wenn der Mond zu einer runden Silbermünze am Himmel wird? Nicht gewöhnt daran, dass man ihn liebt?

Tonks sagt nichts, Sie ist zu sehr damit beschäftigt, seinen Duft in sich aufzunehmen… Staub, Tinte, Papier und etwas anderes, das sie nicht definieren kann. Dieses Mal gehorchen ihre Arme ihrem Willen, als sie sich um ihn schließen; er erwidert ihre Umarmung und sie stehen in einem Teich aus tiefgoldenem Sonenlicht und schwanken ganz leicht hin und her, im Klang ihres gegenseitigen Atems verloren.


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