Angriff der Plot-Bunnies
von Cúthalion


Verschieden (für rabidsamfan)
(Minas Tirith, um 2995 herum)

Zuerst dachte er, es wären die Augen.

Die Augen des Weißen Zauberers waren schwarz wie Obsidian; sie ignorierten ihn, als sei er unsichtbar... oder schlimmer noch, als sei er jemand, der der Beachtung nicht würdig war, nicht wichtig genug, um mit ihm zu sprechen, ein Kind, ein Nichts.

Der Junge beobachtete seinen Vater, wie er ihrem edlen Besucher den Zutritt zur Bibliothek gestattete; er sah, wie sich die hohe Gestalt mit geschmeidiger Eleganz verneigte und lauschte den höflichen Worten der Wertschätzung, gesprochen mit einer wunderbaren Stimme, tief, voll und sanft wie dunkler Honig.

„Mein anderer Sohn,“ sagte der Truchsess. Der Blick des Zauberers berührte ihn kaum, bevor er mit einem achtlosen Schwung seines makellos weißen Gewandes hinausging. Der Junge blieb zwischen den hohen Säulen zurück, seine Knie unerklärlich weich, sein Mund trocken. Er hastete in den Vorhof hinaus, erreichte den Springbrunnen und füllte seinen Mund mit dem klaren, kalten Wasser. Er fühlte sich, als sei er einer tödlichen Bedrohung entronnen.

Es war mehr als ein Jahr später, als er den anderen traf, und es war nahe beim Springbrunnen, als er ihn das erste Mal hörte... ein schriller Pfiff, der sich in sein Ohr bohrte und ihn überrascht herumfahren ließ.

Das Gewand des alten Mannes war grau und zerknittert; sein Mantel war blau, der Saum dunkel vom Schmutz eines langen Rittes. Als der Junge näher trat, zögernd und noch immer ein wenig verwundert, kauerte sich der Fremde vor ihn hin und er schaute in zwei zwinkernde Augen unter schweren Brauen, erfüllt von einem spitzbübischen Grinsen.

„Du hättest wohl nicht gedacht, dass solch ein lautes Geräusch von solch einem alten Mann kommen könnte, oder?“ sagte er, und der Junge schenkte ihm ein scheues Lächeln. „Sag mir, kannst du auch pfeifen?“

Der Junge konnte es nicht, und er schämte sich, aber dann hob er das Kinn und sprach mit seiner hohen, klaren Stimme.

„Nein,“ erwiderte er, „aber ich kenne die Namen aller Könige, seit Isildur aus Númenor kam und den Thron von Gondor bestieg.“

„Oh, wirklich?“ antwortete der alte Mann. „Sag sie mir.“

„Elendil, Isildur, Anárion…” begann der Junge. „Meneldil, Cemendur, Earendil…” Und er zählte die alten Herrscher des ruhmvollen Königreiches auf, das sein Vater regierte, und die klangvollen Silben ihrer Namen rollten über seine Zunge, während die Sonne tiefer sank und der Springbrunnen flüssiges Gold über den toten Stamm des Weißen Baumes versprühte.

Endlich erreichte er Earnur und schwieg.

„Sehr gut, Kind,“ sagte der Fremde, seine Stimme ein tiefes, freundliches Rumpeln. „Ich bin wirklich beeindruckt. Was meinst du... soll ich dir jetzt mal zeigen, wie man pfeift?“

„Oh... würdet Ihr?!“

Nicht allein die Augen machten den Unterschied, entschied der Junge später, als er die erstaunliche Tatsache herausgefunden hatte, dass dies noch ein Zauberer war.

Auch ihre Herzen waren verschieden.


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