Fünf Dinge, die im Leben von Lily Stolzfuß nie geschehen sind
von Cúthalion


Zwei

Die Groß-Smials sind übervölkert, wie immer um das Julfest herum, aber ein eigenartiges Schweigen lastet auf den Räumen, sehr ungewöhnlich für diese Zeit des Jahres. Juweline, die junge Frau des Thain, liegt jetzt seit Stunden in den Wehen, und unter den Gevatterinnen flüstert man sich zu, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmen kann.

Lily Beutlin lässt ihren Ehemann in der Gesellschaft seiner Vettern und einer Flasche tiefroten, elbischen Weines zurück (der dem Thain eingetrichtert wird, um ihn daran zu hindern, bei jedem einzelnen Stöhnen und jedem Schrei in das Schlafzimmer zu platzen). Sie betritt den Raum, schließt die Tür hinter sich und begegnet dem Blick von Margerite Tuk, der alten Hebamme.

„Ich glaube kaum, dass du mir irgendwie helfen kannst," sagt Margerite und mustert die Herrin von Beutelsend von Kopf bis Fuß.

„Amaranth Brockhaus würde dir etwas anders erzählen,“ entgegnet Lily mit einem kleinen Lächeln.

„Ammie?" Margerite Tuk gibt ein schnaubendes Lachen von sich. „Also dann bist du ihre Lily? Na, das ist ja eine Überraschung, aber wirklich!“ Ihr Tonfall wird merklich wärmer. „Nun, unter diesen Umständen... das Kind kommt mit den Füßen zuerst, und es steckt fest. Irgendwelche Vorschläge?“

„Einen oder zwei," sagt Lily und krempelt die Ärmel ihres feinen Samtkleides hoch. „Hast du eine Schürze für mich?“

*****

Zwei Stunden später gibt Peregrins und Juwelines Sohn ein herzhaftes Brüllen von sich... ein gesundes, wunderschönes Julkind, begrüßt von einer jubelnden Familie und dem fassungslosen, tränenvollen Staunen seiner Eltern. Weit nach Mitternacht liegt Lily Beutlin auf dem großen Bett in ihrem Gästezimmer. Sie lächelt, während lange, kraftvolle Finger die starren Muskeln in ihrem bloßen Rücken kneten, und schläft ein, umgeben vom Duft nach Lavendelöl und dem Klang von Frodo Beutlins Stimme, die dicht an ihrem Ohr ein Liebeslied singt.


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