Bevor ich schlafen gehe
von Cúthalion


14. Kapitel
Heller Tag und dunkle Nacht

Es war beinahe Mittag, als Folco eine noch immer ohnmächtige Lily nach Hause zum Stolzfuß-Smial brachte. Nachdem er sie auf ihr Bett gelegt hatte, musste er sich auch um ihren Vater kümmern. Fredegar war nach dem schlimmsten Vormittag, den er je erlebt hatte, kaum imstande, sich mit seinen Krücken aufrecht zu halten; seine Tochter entführt von einer Rüpelbande, während er völlig hilflos zurückbleiben musste, ohne zu wissen wann (oder ob!) sie zurückkehren würde. Die schlaffe Gestalt in Folcos Armen schien selbst seine finstersten Vorahnungen zu bestätigen.

Folco braute einen starken Tee, kippte eine gute Portion Branntwein in die Kanne, als Fredegar nicht hinschaute und verfrachtete den zitternden, älteren Hobbit in den Schaukelstuhl. Er machte ein anständiges Feuer, süßte den Tee mit Honig und stellte sicher, dass er ihn allein lassen konnte, dann ging er wieder in Lilys Kammer.

Ihre Augen waren geöffnet, und als sie hörte, wie seine Schritte näher kamen, wandte sie den Kopf in Richtung Tür. Für einen Moment war ihr Gesicht offen und verletzlich, und er entdeckte das Durcheinander schmerzhafter Gefühle, das unter der Oberfläche wirbelte; dann senkte sich die glatte Maske, die sie üblicherweise zeigte, wieder darauf herab. Er spürte einen scharfen Stich der Verzweiflung; nie zuvor war er sich so sehr der Tatsache bewusst geworden, dass sie diese Maske fast immer trug, und dass ihre Freundschaft ihm nicht das Privileg sicherte, zu wissen, was darunter lag. Schließ mich nicht aus, Lily, dachte er. Versteck dich nicht vor mir.

Aber sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und er setzte sich auf einen Hocker neben dem Bett und nahm ihre Hand.

„W-wie geht’s d-dir?“

„Ich fühl mich am Boden zerstört.“ sagte sie leise. „Da... da war ein Moment, da war ich sicher, ich würde diesen verdorbenen Ort nicht lebend verlassen. Aber ich muss wohl entkommen sein, sonst wäre ich nicht hier. Ich nehme an, ich muss dir danken.“

„U-und ich wünschte ich w-wäre ein b-bisschen mutiger g-gewesen.“ erwiderte er, tätschelte ihre Hand und hielt sich nur mit Mühe davon ab, sie in die Arme zu nehmen. „V-vielleicht w-wenn ich...“

„Wenn du – was?“ gab Lily zurück. „Diese Banditen waren beinahe doppelt so groß wie du. Du hättest nichts tun können, um mir zu helfen; sie hätten dich verletzt, oder noch schlimmer. Und dieser... dieser Scharker...“

„Du hast Scharker gesehen?“ Trotz seines Erschreckens war Folco neugierig. „Wie ist er?“

„Groß wie ein hoher Baum...“ murmelte sie, „und dünn wie ein scharfes Messer. Seine Augen sind dunkel, sehr dunkel...und seine Stimme... sie ist süß und beruhigend, und du glaubst, du kannst ihm alles erzählen... alles...“ Sie verfiel in Schweigen, und zum zweiten Mal sah er, wie die Maske verrutschte und das eisige Entsetzen darunter offenbarte. Aber bevor er irgend etwas sagen konnte, gewann sie ihre Kontrolle zurück.

„Er ist gefährlich und böse.“ fuhr sie endlich fort. „Und Lotho ist nicht viel mehr als sein Gefangener. Ich bin sicher, Scharker wird ihn umbringen.“

Folco schauderte.

„V-vielleicht s-solltest du den S-smial für ein p-paar Tage nicht v-verlassen.“ sagte er. „Es ist s-sicherer.“

„Keine Sorge, das tu ich nicht.“ Lily schüttelte den Kopf. „Ich gehe nirgendwohin, es sei denn, jemand holt mich. In den nächsten zwei Wochen ist kein Baby fällig, und die Leute trauen sich sowieso kaum aus ihren Smials. Vielleicht habe ich eine Möglichkeit, mich hier zu... verstecken.“

Folcos spürte, wie ihre Finger in seiner Hand zitterten. Er wollte herausfinden, was in Beutelsend passiert war, er wollte wissen, was dieser Scharker ihr angetan hatte, aber er wusste, er würde keine Antworten erhalten.

Er stand von seinem Hocker auf.

„M-möchtest du, dass ich b-bleibe und ein M-mittagessen für d-dich und deinen V-vater mache?“ fragte er mit einigem Zögern.

„Oh... würdest du?“ Die ehrliche Dankbarkeit in ihrer Stimme hob ihm das Herz. „Im Keller ist eingesalzenes Gemüse und eine Schütte Kartoffeln, und ich habe ein bisschen Speck von Bauer Kattuns letzter Schlachtung übrig. Vielleicht kannst du...“

„Überlass d-das mir.“ sagte er. „Nach l-letzter Nacht und allem, was heute Vormittag p-passiert ist, braucht du s-sicher ein bisschen Ruhe. Ich schlage vor, d-du b-bleibst hier und holst den Sch-Schlaf nach, den du v-versäumt hast. Und ich k-kümmere m-mich um alles andere.“ Noch einmal nahm er ihre Hand und drückte sie beruhigend. „Übrigens – T-Tom und d-die beiden Spachtler-Jungen s-sind in S-Sicherheit.“

„Danke, Folco,“ Noch ein schwaches Lächeln. „Du bist ein wahrer Freund.“

Wenn du mich bloß mehr sein lassen würdest als das. Ich will mehr tun als ein Essen für dich zu kochen. Ich will dich hier herausholen, ich will dich schützen, ich will... aber du willst mich nicht. Du willst... oh Sterne, wenn du mit doch nur eine Chance geben würdest!

Aber er erwiderte ihr Lächeln, ohne etwas zu sagen, und ging hinaus.

*****

Ein verzweifelter Oktober wurde zu einem kalten November und weder Lily noch irgendeiner von den Leuten in Hobbingen hatte eine Ahnung, wie nahe die Rettung war. Als Lily am Abend des ersten November ins Bett gingen, hatten Frodo, seine Vettern und sein Gärtner bereits das Auenland erreicht, nur um in Froschmoorstetten verhaftet zu werden. Und in der Abenddämmerung des nächsten Tages, als Lily sich mit ihrem Vater zu einem stillen, mageren Abendessen niederließ, da stand Rosie in der Tür des Kattun-Hofes, ihre Mutter neben sich. Sie spähte an Nibs vorbei, der mit einer großen Heugabel herumwedelte, um einen unbekannten Reiter mit goldenem Harnisch abzuwehren... etwas, das sie nur aus Märchen kannte und nie in Wirklichkeit gesehen hatte. Aber dann sprach der Fremde, und er sagte „Guten Abend, Frau Kattun!“ und „Hallo Rosie!“, und Rosie schlug sich eine Hand vor den Mund, um einen Schrei der Freude und der schieren Verblüffung zu unterdrücken.

Und dies war der Beginn der Erhebung und Befreiung, und zum ersten Mal in mehr als einem Jahr von Unterdrückung und Angst wagten die Hobbits zu hoffen. Während Lily hellwach in ihrem Bett lag, um nicht der samtweichen, kalten Stimme in ihren Träumen lauschen zu müssen, waren zur gleichen Zeit auch die Bockländer und Tukländer hellwach. In der Morgendämmerung des dritten November erschossen die Bogenschützen von Saradoc Brandybock ein Dutzend Rüpel und schlugen mehr als die dreifache Anzahl in die Flucht, und eine Armee aus hundert Tuks war auf dem Weg in das Herz des Auenlandes. Bauern und Schreiber, Küfer und Schmiede machten sich bereit zum Kampf, mit nichts als Heugabeln, Messern und Stöcken, ein neues Licht in den Augen und den Klang eines silbernen Hornes in den Ohren und im Herzen.

Und so kam die Schlacht von Wasserau; zehn Hobbits starben, aber mehr als siebzig von den großen Menschen wurden erschlagen. Glücklicherweise hatte der Thain nicht nur Krieger geschickt, sondern auch drei Heiler, die direkt hinterher kamen, in einem Karren, der mit allem gefüllt war, das man brauchte, um Wunden zu versorgen. Nur ein paar wenige Hobbits waren schwer verletzt; die meisten konnten nach Hause gehen, um von stolzen Töchtern und Ehefrauen behandelt und getröstet zu werden. Aus diesem Grund wurde Lily nicht zu Hilfe gerufen; sie war zu Hause, als Folco kam, um ihr triumphierend und aufgeregt von der Schlacht zu erzählen – und dass er ein Teil der Eskorte war, die die Helden von Wasserau und Frodo Beutlin zu seinem früheren Heim auf dem Bühl begleiten sollten.

„J-jetzt werden w-wir diesen Sch-scharker loswerden, und d-du m-musst nie w-wieder Angst v-vor ihm haben!“ sagte er mit grimmiger Entschlossenheit und leuchtenden Augen. Lily nickte wortlos und hob ihre Hand zu einem schweigenden Gruß, als er rasch den Weg hinunter eilte. Dann ging sie wieder hinein.

*****

Eine halbe Stunde später hastete ein schlanker Junge, den Kopf mit einer engen Kapuze gegen den schneidenden Novemberwind verhüllt, den Weg hinunter, der zum Marktplatz führte. Er wartete hinter der Ecke des verlassenen Marktplatzes, bis er eine Gruppe von vier Hobbits näher kommen sah... einer in einem Kettenhemd, das im schwachen Sonnenlicht blassgolden schimmerte, zwei andere – überraschend groß – einer davon in strahlendem Weiß und Grün, der andere in Schwarz und Silber. Der vierte ging leicht voraus; er hatte ein müdes, besorgtes Gesicht und hüllte sich in einen langen, grauen Mantel. Sie überquerten den Platz, gefolgt von der bewaffneten Eskorte und einer wachsenden Menge jubelnder und applaudierender Hobbits. Wäre da nicht der grimmige Ausdruck in den Augen der vier ganz vorne gewesen, man hätte die ganze Sache mit einem fröhlichen Ernteumzug verwechseln können. Der Junge sah die lange Reihe vorbeiziehen, seine Augen wie gebannt auf die führende Gestalt in dem grauen Mantel gerichtet.

Er folgte der Menge den Bühl hinauf und wartete mit den anderen außerhalb von dem, was einmal der schönste Garten im ganzen Auenland gewesen war. Als der ehemalige Bewohner von Beutelsend die Räume durchsucht und das ganze Ausmaß der Zerstörung entdeckt hatte, die seinem Heim angetan worden war, kam er heraus und es folgte eine kurze Unterhaltung, die der Junge nicht verstehen konnte.

Dann erschien plötzlich Scharker vor einem der Schuppen; die Leute wurden völlig still; unter dem grauen Mantel wurde der Körper von Frodo Beutlin starr und sein Gesicht verlor auch noch die restliche Farbe. Scharker sprach mit ihm, Frodo antwortete, und Scharker sprach wieder. Die Zuschauer drängten sich zu der Tür von Beutelsend hinüber und ein zorniges Gemurmel erhob sich... Wut, lang unterdrückter Hass und ein plötzlicher Durst nach Blut machte die Luft schwer wie ganz kurz vor einem schweren Sommergewitter. Der Junge bahnte sich behutsam seinen Weg zwischen breiten Schultern, erhobenen Armen und geballten Fäusten hindurch, bis er die vorderste Reihe erreicht hatte; er stand ganz am Rand der Menge und wartete.

Scharker wandte sich der Menge zu; seine melodische Stimme war kalt, und sie malte das Bild eines blutbefleckten Auenlandes, die grünen Wiesen ruiniert und unfruchtbar. Die Hobbits zuckten zurück und flüsterten ängstlich, aber der Junge rührte sich nicht. Seine Augen waren geweitet wie von einer qualvollen Erinnerung. Dann erhob sich die Stimme von Frodo, beruhigend, still und mit uneingeschränkter Autorität. Sie brach den Zauber.

Scharker schien zu schrumpfen. Er drehte sich herum und rief zu den nahe gelegenen Schuppen hinüber. Ein Mensch kam heraus; eine elende Gestalt in schmierigen Lumpen, die bleichen Wangen eingesunken und die Augen voller Widerwillen. Der Junge am Rand der Menge machte einen plötzlichen Schritt rückwärts, senkte den Kopf und verbarg sein Gesicht tiefer unter der Kapuze. Scharker machte sich auf den Weg zu der Öffnung in der Hecke, wo einmal das Gartentor gewesen war, und der Junge folgte ihm mit den Augen...die Zeit schien sich zu verlangsamen, bis der gestürzte Tyrann aussah, als liefe er durch eine Wand aus Wasser. Der Junge sah, wie sich Scharkers Finger bewegten, noch bevor der Zauberer nach dem Dolch unter seinem schmutzigen Mantel griff. Er blieb stumm, aber er hob den Kopf und öffnete den Mund, als wollte er schreien. Dann, als hätte Frodo Beutlin die unausgesprochene Warnung gehört, runzelte er die Stirn und wandte mit überraschtem Blick den Kopf. Er machte eine winzige Bewegung, und der Stich verfehlte seinen ungeschützten Hals und traf einen Punkt oberhalb seiner Brust. Ein entsetztes Keuchen kam von der Menge, aber die Klinge prallte auf etwas Hartes, verbog sich und brach. Im nächsten Moment wurde Scharker zu Boden geworfen und von einem halben Dutzend Hobbits dort festgehalten, jeder einzelne von ihnen bereit, ihn sofort zu töten.

Aber Frodo hielt sie zurück, und der Junge sah die Stärke in seinem Gesicht und die Klarsicht und Traurigkeit in seinen Augen, und Frodos strenge Worte durchbohrten ihm das Herz. Die Menge trat zurück und Scharker stützte sich mühselig auf die Ellbogen und kam endlich stolpernd auf die Füße. Er stand dort und schwankte leicht auf unsicheren Beinen; er starrte geradewegs in Frodos Augen, seine Gesicht eine Maske bitteren Hasses, als er endlich seine Niederlage eingestand.

„Du bist gewachsen, Halbling,“ sagte er. „Ja, ein großes Stück gewachsen. Du bist weise und grausam. Die süße Rache hast du mir vergällt, und in Bitterkeit muss ich nun fortgehen, ein Schuldner deiner Gnade. Ich hasse deine Gnade und ich hasse dich! Nun denn, ich gehe und werde dich nicht mehr behelligen. Aber erwarte nicht, dass ich dir Gesundheit und ein langes Leben wünsche. Beides wird dir nicht vergönnt sein. Doch das liegt nicht an mir. Ich sage es nur voraus.“*

Er drehte sich um, um zu gehen; sein Blick wanderte über die Menge und ruhte ein paar flüchtige Sekunden lang auf dem bleichen Gesicht des Jungen, dessen große , braune Augen geweitet und dunkel waren vor Schrecken. Ein stilles Gespräch schien zwischen ihnen stattzufinden, und binnen kürzester Zeit war es vorbei. Scharker fuhr die verkrümmte Gestalt in Lumpen an, ihm zu folgen. Der Junge starrte ins Leere und hörte weder Frodo, der Scharkers elendem Diener eine Zuflucht anbot, noch Scharkers grausame Antwort, die Gewissheit über Lotho Pickels Schicksal brachte. Er rührte sich erst wie jemand, der aus langem Schlaf erwacht, als der Diener sich auf seinen Herrn stürzte und das Messer sein Ziel fand. Scharker fiel zum zweiten Mal, und diesmal stand er nicht wieder auf. Nebel stieg von dem Leichnam auf und formte eine einsame, graue Gestalt, die nach Westen blickte. Als die graue Wolke sich auflöste und der Herr von Beutelsend Scharkers Überreste mit seinem Mantel bedeckte, war der Junge verschwunden.

Niemand sah, wie er den Bühl hinunterrannte, als würde er von einem Alptraum gehetzt. Niemand sah, wie er sich seinen Weg durch die kahlen Bäume des kleinen Wäldchens dicht am Fluss bahnte und am schlammigen Ufer der Wässer zum Stehen kam. Der Junge fiel auf die Knie, sein Herzschlag ein lautes Donnern in den Ohren, sein Atem ein versengendes Feuer in den Lungen. Er beugte sich über die schnell fließende Strömung und sah sein zitterndes Spiegelbild im grauen Rauschen der Wellen. Dann hob er die Hände und streifte die Kapuze ab. Langes Haar löste sich aus einem straff um den Kopf geschlungenen Zopf und berührte das Wasser.

Du hast ihn gewarnt, kleine Dirne. Aber das war närrisch. Du hättest mich meinen letzten Triumph vollenden lassen sollen. Jetzt wirst du ihn leiden sehen, bis er in der Finsternis versinkt.

Ich werde nicht zulassen, dass er verloren geht!

Du kannst ihm nicht helfen, kleine Dirne. Du bist nichts. Dein Herz ist erstarrt, dein Körper gezeichnet und wertlos. Er weiß es nicht, aber er ist schon verloren, und du bist es auch.

Lily Stolzfuß rang nach Luft und schrie.

*****

Die Hobbits warteten nicht damit, das anzufangen, was Rosie später das „Großreinemachen des Auenlandes“ nannte, und es schien nur gerecht zu sein, dass es mit Beutelsend begann. Binnen zweier Tage waren die hässlichen Schuppen im Garten niedergerissen und ein halbes Dutzend kräftiger Zwanziger hatten Dreck und Unrat aus den vielen Zimmern geschaufelt. Nach den Jungs kamen die Frauen mit heißem Seifenwasser, Schrubbern und Bürsten.

Aber bevor man sie ihr segensreiches Werk beginnen ließ, gab es eine kurze Besprechung vor der Tür. Meriadoc Brandybock und Samweis Gamdschie hatten nach einem oder zwei Paar Händen für eine besondere und nicht sehr angenehme Aufgabe gesucht; nun standen Folco Gutleib und Bungo Birkenblatt neben der kahlen Hecke und sahen der Arbeit, die auf sie zukam, mit leichter Blässe im Gesicht entgegen.

„Der langen Rede kurzer Sinn, meine Freunde; wir wissen, Lotho ist tot, aber wir konnten sein Grab nicht finden“, sagte Sam, „und sie haben seine Leiche nicht irgendwo in Beutelsend liegen lassen. Vielleicht sollten wir dafür dankbar sein“, fügte er grimmig hinzu, „denn wir hätten sicher ein paar Probleme, den Gestank aus den Wänden zu kriegen, wenn ihr versteht, was ich meine. Und jetzt haben wir festgestellt, dass irgendwas im Brunnen feststeckt, und was wir da finden, fürchte ich, wird uns gar nicht gefallen.“ Er zuckte die Achseln. „Wie auch immer, Beutelsend braucht frisches Wasser, und wenn wir den Brunnen saubermachen und wieder anständig nutzen wollen, dann müssen wir wohl erst all den... Müll loswerden.“

Sie gingen in den hinteren Garten und erreichten den Brunnen. Er war Meriadoc, der die Kurbel drehte und den Eimer in die Tiefe hinab ließ. Mit einem leisen Platschen traf er auf die Wasseroberfläche und versank, aber nur halb. Irgend etwas hielt ihn davon ab, völlig unterzugehen.

„V-vielleicht haben w-wir Glück und es ist b-bloß ein Sch-Schwein.“ sagte Folco mit einigem Zögern, aber es war deutlich zu sehen, dass er es nicht glaubte.

Meriadoc war zu groß und Sams und Folcos Schultern waren ein wenig zu breit; also war es am Ende Bungo Birkenblatt, der sich ein kräftiges Seil um die Mitte schlang und in den Brunnen hinab kletterte. Die anderen hörten jede Menge Platschen und Spritzen, bis sie sahen, dass er sein blasses Gesicht dem Licht zuwandte.

„Das ist ganz bestimmt kein Schwein...“ hörten sie seine Stimme, die von den nassen Wänden widerhallte, „... es sei denn, Schweine haben Hobbitfüße. Ich mach das Seil um seine Knöchel fest.“

Sie zogen Bungo zuerst hoch, und als seine Füße wieder auf festem Boden standen, packte er das zweite Seil zusammen mit Sam und Folco. Mit ihrer vereinigten Stärke brachten sie die schwere, durchweichte Last nach oben. Sie prallte gegen die Wände und drehte sich langsam, wie in einer Art obszönem Tanz. Zwei Füße erschienen, die Sohlen unnatürlich weiß und aufgeweicht nach mehreren Tagen im Wasser. Endlich war der ehemalige „Baas“ des Auenlandes vollständig sichtbar.

„Überhaupt kein angenehmer Anblick“, sagte Merry gedankenvoll, „ganz und gar nicht. Er war immer schon ziemlich hässlich, aber das lange Bad hat nicht gerade dazu beigetragen, ihn hübscher zu machen.“ Er deutete auf die nassen Stoffüberreste, die um Lothos Arm gewickelt waren. „Was ist denn das?“

„Ein... V-verband.“ Das war Folcos Stimme, grimmig und dunkel. „Lily wurde n-nach B-Beutelsend geschleppt, um sich um ihn z-zu k-kümmern, w-weil dieses schmierige G-Geschöpf Schlangenzunge auf ihn eing-gestochen hatte. D-die haben sie g-gezwungen, jemandem zu h-helfen, den sie s-sowieso umb-bringen wollten.“ Er spuckte aus.

„Welche Lily?“ Das war Sam.

„L-Lily Stolzfuß“, antwortete Folco. „Sch-Scharkers Rüpel haben D-Dolgo Straffgürtel umgebracht, und ein p-paar T-Tage gab es keinen H-Heiler in Hobbingen und W-Wasserau – b-bloß Lily.“

Sam seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich nehm mal an, es wird eine Menge Geschichten geben, die wir uns jetzt anhören müssen“, murmelte er, „und ich wette, die meisten davon werden wir nicht mögen, gar keine Frage.“

*****

Die Wochen gingen dahin und langsam wurden die Wunden des Auenlandes geheilt – wenigstens die, die mit fleißigen Händen und harter Arbeit in Ordnung gebracht werden konnten. Sam ließ Frodo in der Obhut der Kattuns und fing an, die verlorenen Bäume wieder aufzuforsten. Es wurde für ihn zu einer Art heiliger Pflicht, und er hielt jedermann lange Vorträge über Samen, Setzlinge und verschiedene Sorten Erde, bis seine Zuhörer gähnten (was er nicht bemerkte, weil ihm mehr als einmal die Augen mitten im Satz zufielen).

Ende November machte er eine Fahrt nach Bree und brachte zwei Dutzend Rosenbüsche mit nach Hause, die zarten Wurzeln sorgsam in nasses Tuch verpackt. Das Wetter blieb noch ein paar weitere Tage mild, und er verbrachte einen glücklichen Nachmittag damit, die Büsche im Garten von Beutelsend einzupflanzen. „Herrn Bilbos Stolz des Westens-Rosen sind hin, und das ist eine echte Schande“, sagte er zu Rosie, „aber ich mach diesen Garten noch schöner als vorher, und wenn es das Letzte ist, was ich tu!“ (Was es ganz sicher nicht war, denn er reiste weiter in den vier Vierteln herum. Die geheimnisvolle Schachtel, die er in den Elbenländern geschenkt bekommen hatte, befand sich stets in seinem Rucksack und verlor mehr und mehr von ihrem Inhalt).

Als Jul kam und abends die Geschenke ausgepackt wurden, hatte er auch etwas für Rosie. Es war mit den Setzlingen aus Bree gekommen; ein wunderschönes Armband aus Silber mit Rosenblüten aus Emaille. Er gab es ihr, als alle anderen zu Bett gegangen waren, und als sie von dem zauberhaften Schmuckstück aufblickte, sah sie Liebe und gerade eben einen Hauch von Furcht in seinen Augen leuchten. Anstatt zu fragen, legte er das Armband um ihr Handgelenk, und sie küsste ihn. „Im Mai?“ fragte sie, und er schluckte und nickte und nahm dankbar ihr Taschentuch entgegen, um sich die Augen zu trocknen; in seinem Kopf drehte sich alles vor ungläubiger Freude.

Sie hielten es geheim, bis der Frühling im März mit einem überwältigenden Ausbruch neuen Lebens zurückkehrte und die Bäume so rasch aus der weichen, dunklen Erde hervorsprossen, als wären es Gänseblümchen. Frodo bot Sam an, zu ihm nach Beutelsend zu ziehen (dass in seinem vollen alten Glanz wiederhergestellt worden war), und endlich erzählte ihm Sam, dass er und Rosie heiraten würden. Frodo wiederholte sein Angebot und umarmte Sam, und nun war es öffentlich.

Rosie kam zum Stolzfuß-Smial, um ihrer Freundin die Nachricht zu bringen, und sie bat sie, ihr Brautmieder zu besticken. Es war bereits fertig genäht, aus Seide in einem blassen, schönen Grün, und Rosie wünschte sich eine Dekoration aus Rosen und Vergissmeinnicht.

„Aber ich bin inzwischen ziemlich eingerostet!“ protestierte Lily. „Es ist mehr als zwei Jahre her, seit ich etwas so Kompliziertes gemacht habe.“

„Bitte, Lily... es würde mir so viel bedeuten“, Rosie seufzte. „Ich weiß, deine Mutter ist noch nicht wieder zurück, und du hast reichlich zu tun, aber – bitte!“

Am Ende war Lily einverstanden und begann Anfang April mit der Stickarbeit. Sie machte ihre täglichen Runden und nutzte jeden Moment ihrer freien Zeit, um sich neben das größte Fenster im Wohnzimmer zu setzen. Rosen und Vergissmeinnicht in den sanften Farbtönen des Frühlings erschienen unter ihren Händen und draußen vor der Tür hörte sie den aufregenden Klang plötzlich erwachten Lebens und neuer Hoffnung. Hobbingen wurde wiederhergestellt und der zerstörte Beutelhaldenweg wurde erneuert, mit gemütlichen Smials und frisch angelegten Gärten. Von Zeit zu Zeit traf sie Sam, der in der Wärme von Rosie’s Liebe aufblühte wie die Primeln und Stiefmütterchen, die er gepflanzt hatte, und sie überzog die Seide mit rosigen und blauen Knospen. Währenddessen lag ihr eigenes Herz brach, ein Feld voller Steine und Dornen, noch immer vergiftet von den Worten eines gefallenen Zauberers.

Ihr Vater schickte Briefe nach Bockland; er bat Viola, nach Hause zu kommen, aber kein Karren hielt vor dem Gartentor, um Lilys Mutter und ihre Brüder zurückzubringen. Stattdessen erreichten freundliche Briefe als Antwort Vater und Tochter. Viola konnte nicht kommen, weil ein schwerer Unfall Onkel Mynto davon abhielt, die meiste Arbeit auf dem Wühler-Hof zu tun, und Tante Esmeralda brauchte Violas Hilfe, und nebenbei hatte Marco endlich angefangen, in dem Ställen vom Brandyschloss zu arbeiten. Fredegar und Lily würden doch sicher begreifen, dass es völlig unmöglich war, jetzt zurückzukommen... und Lily sah, wie ein Gutteil der neu gewonnenen Hoffnung in den Augen ihres Vaters wieder erstarb.

*****

Der April ging mit sanftem, lauen Regen zu Ende und der Mai begann mit Sonnenschein, einem üppigen Regenbogen bunter Blüten und dem Versprechen eines großartigen Sommers. Endlich kam der Tag von Sams und Rosies Hochzeit. Fast ganz Hobbingen war auf den Beinen, und der Bräutigam war ansehnlich und die Braut wunderschön in ihrem weißen Kleid mit dem langen Rock und dem blumenübersäten, zartgrünen Mieder. Dutzende von hübschen Mädchen tanzten den Springelring, und mehr als eine zukünftige Hochzeit lag in der Luft. Frodo Beutlin stand im Garten, noch immer in Vertretung von Will Weißfuß, der seine Stärke (und seinen vollen Umfang) erst noch wiedergewinnen musste. Die alte Gevatterin, die neben ihm stand, zeigte auf Lily Stolzfuß, die mit Folco Gutleib tanzte.

„Jetzt werden wir hoffentlich bald sehen, wie sie Nägel mit Köpfen machen.“ sagte sie mit einem Gesichtsausdruck rechtschaffener Selbstzufriedenheit.

„Wer?“ fragte Frodo; er folgte Lily mit den Augen.

„Was denn, Folco und Lily natürlich“, sagte die Gevatterin mit einiger Ungeduld, aber dann mäßigte sie ihren Ton, als ihr einfiel, dass der arme Herr Beutlin die ganze Zeit weg gewesen war und den spannendsten Teil der Schwierigkeiten im Auenland verpasst hatte. „Er liebt sie, gar kein Zweifel. Er kann kaum die Augen von ihr lassen. Sie sind den ganzen Sommer zusammen gewesen, er ist kaum von ihrer Seite gewichen. Er sollte sie endlich bitten, ihn zu heiraten, ehe er sie in Schwierigkeiten bringt und die Leute anfangen, sich über die beiden das Maul zu zerreißen.“

„Oh?“ Frodo Beutlin lächelte unbestimmt; bald danach verbeugte er sich höflich und ging durch die lange Reihe neuer Rosenbüsche davon. Innerhalb von zwei Monaten waren sie zu erstaunlicher Höhe emporgeschossen, und sie waren schwer von glänzenden Blättern und dicken Knospen, aber er gönnte ihnen keinen einzigen Blick. Die Gevatterin fragte sich für einen Moment oder zwei, ob sie etwas nicht mitbekommen hatte, aber dann wanderten ihre Augen zu dem schönen Mädchen mit dem dunkelblauen Rock und den langen Locken zurück. Der kräftige junge Hobbit hielt ihre Hand und hatte ihr einen Arm um die Mitte gelegt; Lilys Blick war eigenartig abwesend, aber seiner zeigte offene, unmissverständliche Liebe und Bewunderung.

Jede Menge Gesprächsstoff, in der Tat.

*****

Die Hochzeitsfeier war in vollem Gange, als Lily Folco bat, sie nach Hause zu bringen. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es gefährlich war, mit ihm hierher zu kommen. Sie hatte die lange Arbeit an Rosies Mieder ertragen, sie hatte ihren glücklichen Geschichten, ihren Erzählungen und Zukunftsplänen zugehört und gelächelt oder geantwortet, wann immer es von ihr erwartet wurde. Sie hatte sich ihren besten Rock, die beste Bluse und das beste Mieder angezogen (immer noch das selbe wie an jedem Mittsommerabend, der jetzt fünf Jahre und eine Ewigkeit an verlorener Umschuld zurücklag), und sie tanzte sogar mit Folco.

Er war ein guter Tänzer, aber sie sah ihn kaum, genauso wenig wie sie den sanften Druck seiner Hände spürte, als er sie herumwirbelte und durch die Schritte des Springelrings führte. Es war nicht Folcos Fehler, aber es fühlte sich wie eine bittere Parodie des Tanzes an, mit dem alles begonnen hatte... die Liebe, den Schmerz, die Freude und die quälende Verzweiflung.

Der Garten war verändert. Sam hatte Wunder vollbracht, und der Ruin und die Zerstörung, an die sie sich erinnerte, waren spurlos verschwunden. Aber für Lily überlagerte das geisterhafte Bild der rohen Schuppen und zertrampelten Beete noch immer die neue, schöne Wirklichkeit. Lily wusste, dass Rosie nach Beutelsend ziehen würde, sobald das Fest vorüber war, und sie fürchtete sich vor dem Augenblick, wenn ihre Freundin sie einladen würde, hereinzukommen und die frisch renovierten und geschmückten Räume zu besichtigen. Sie wusste, es würde drinnen dasselbe sein wie draußen – die neu geschaffene Schönheit nicht imstande, die Erinnerung an einen verdorbenen Ort zu vertreiben, an ein Studierzimmer, wo ihr Körper missbraucht wurde, um die Lust und die Gier eines selbst ernannten „Baas“ zu befriedigen und an ein Empfangszimmer, wo das Gift von Scharkers Worten ihre Seele verbrannte.

Also mied sie den Blick der Braut fast den gesamten Nachmittag, und vor allem hielt sie sich von Frodo fern. Allerdings beobachtete sie ihn; sie sah, wie er seinen Freund umarmte, die Braut küsste und mit seinen Vettern lachte, als Rosie zum ersten Mal mit ihrem brandneuen Ehemann tanzte. Sie sah, wie er der fröhlichen Menge zuschaute und eine alte Frau, die mit ihm sprach (Petunia Pausbacken, eine der schlimmsten Tratschbasen von ganz Hobbingen). Das nächste Mal, als sie in seine Richtung blickte, war er verschwunden.

Kaum eine halbe Stunde später verließ sie das Fest. Folco begleitete sie nach Hause und plauderte mit ihrem Vater, während sie ihr altes Kleid mit der Schürze für die Hausarbeit wieder anzog. Als sie in die Eingangshalle zurückkam, wartete Folco immer noch.

„Würdest d-du einen kurzen Sp-Spaziergang mit mir m-machen?“ fragte er.

Lily sank das Herz.

„Nicht wirklich, Folco, um ehrlich zu sein“, erwiderte sie so freundlich sie konnte, „Ich bin müde, und heute Abend könnte es eine Geburt geben, wenn Chrysantheme Birkenblatt mit ihren vierten Kind schneller ist als mit dem dritten. Aber wenn es etwas gibt, was du mir sagen möchtest, warum gehen wir dann nicht in den hinteren Garten und setzen uns in die Laube? Erlaubst du, Vater?“

„Natürlich, Kind.“

Sie sah Fredegars hoffnungsvollen Blick und spürte, wie sich ein bitteres Lachen in ihrem Herzen regte.

Er wartet darauf, dass Folco mir einen Antrag macht, dachte sie, genau wie halb Hobbingen, um Himmels Willen. Die Einzige, die sich davor fürchtet, bin ich.

Sie gingen hinaus und ließen sich in der Laube nieder. Die Geißblattzweige schwankten in der warmen Brise und malten ein lebhaftes Muster ais Schatten auf Folcos Gesicht und Hände.

„Möchtest du etwas zu trinken?“ fragte sie, verzweifelt bestrebt, das Unausweichliche zu vermeiden.

„N-nein, Lily, w-will ich nicht.“antwortete er leise. „L-Lauf nicht weg, Lass m-mich sagen, w-was ich d-dir schon so l-lange sagen wi-will.“

Er holte tief Luft.

„Heirate mich, L-Lily“, sagte er; seine große, warme Hand kam über den Tisch und schloss sich um ihre kalten Finger. „Ich l-liebe dich, d-du musst es w-wissen. Ich k-kann dich g-glücklich machen, Lily. Und ich w-will es tun.“

„Ich weiß, Folco.“ Nun war der Augenblick gekommen. Nun würde sie ihm wehtun müssen.

„Ich könnte auf dem H-Hof arbeiten, und du b-bleibst die Hebamme“, fuhr er drängend fort, „und w-wir könnten g-gemeinsam für deinen V-Vater sorgen.“

„Nein, Folco.“ sagte sie. „Ich werde niemanden heiraten, und ganz bestimmt nicht dich. Ich würde es bloß fertig bringen, einen der wenigen Freunde, die ich habe, sehr unglücklich zu machen. Ich will nicht, dass du leidest, Folco... und glaub mir, du würdest leiden.“

„D-Die Einzige, d-die leidet, bist d-du“, Folco stand von der Bank auf und stand vor ihr, den Kopf gesenkt. „Ich k-kann es sehen, Lily. Irgendwas f-frisst dich von innen h-her auf, irgendwas, w-worüber du nie r-redest. Aber ich k-kann es sehen, Lily, auch w-wenn ich nicht w-weiß,was es ist.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich t-tu nichts g-gegen deinen W-Willen. Ich bitte d-dich bloß um die E-Erlaubnis, d-dich zu lieben. D-Dich zu b-beschützen.“

„Das kannst du nicht, Folco.“ Sie hielt seinen Blick fest und er sah die starre Entschlossenheit in ihren Augen. „Ich werde nicht deine Frau, niemals.“

Er seufzte tief.

„Dann werde ich m-meinen Hof für ein p-paar Monate an jemand anderen überg-geben und so schnell wie m-möglich nach T-Tukhang gehen, zu Magnolia und ihrem M-Mann. Wenn ich b-bleibe, gibt es b-bloß noch mehr K-Klatsch als wir s-sowieso schon haben. Du w-weißt, s-seit die Sch-Schwierigkeiten vorbei s-sind, r-reden die L-Leute.“

Er hatte Recht... es hatte keinen Sinn, es zu leugnen.

„Ich g-gehe jetzt.“ Ein schwaches Lächeln, das den Schmerz darunter nur unvollkommen verbarg. „Aber wenn d-du deine M-Meinung ändern s-solltest... du w-weißt, wo ich bin.“

Sie schlug die Augen nieder, ohne zu antworten, und sie hielt den Blick auf den Tisch gerichtet, bis er gegangen war.

*****

Ein duftender Frühling wurde zu einem üppigen, warmen Sommer, und der Sommer fand seine Erfüllung in einem atemberaubenden Herbst. Die Zweige brachen beinahe unter der gesegneten Last von Früchten, und nie zuvor waren die Scheuern und Keller so voll gewesen. Rotgoldene Äpfel leuchteten in hölzernen Kisten und ruhten auf einem weichen Bett aus Stroh, die Kürbisse waren so gewaltig, dass es zwei Hobbits brauchte, um einen davon zu tragen, und niemals hatte Lily Kattun eine solche sahnige Butter und einen solch würzigen Käse fabriziert.

Rosie wusste seit Anfang September, dass sie ein Kind erwartete; Lily hatte sie während eines Besuches im Stolzfuß-Smial untersucht, nachdem sie ein köstliches Stück Apfelkuchen nicht bei sich behalten konnte. Sam war schwindelig vor Glück, und Frodo freute sich für das junge Paar, das sich so hervorragend um ihn kümmerte. Rosie traf sich alle vierzehn Tage mit der jungen Hebamme, aber sie besuchte immer Lily, nicht anders herum.

Anfang Oktober war es Sam, der zu Lily kam. Er kam sehr spät am Abend und Lily war verblüfft, ihn auf ihrer Türschwelle vorzufinden, seinen Elbenmantel silbern von Regentropfen.

„Stimmt was nicht mit Rosie?“ fragte sie.

„Nein“, erwiderte Sam, „Es ist nicht Rosie, es ist Frodo.“ Er sprach mit einiger Hast weiter, als hätte er Angst, unterbrochen zu werden. „Als wir aus Bree fortgingen, wurde er von... Dienern des Feindes verwundet. Die... die Elben haben ihn geheilt. Aber diese Verletzung quält ihn noch immer, und er... er hat Alpträume.“

Das Zimmer war totenstill.

„Ich... ich weiß, du glaubst, ich bin verrückt geworden, aber wir wissen nicht, was wir tun sollen. Ich hab ihn schon früher so gesehen, in den finsteren Ländern des dunklen Herrschers, und vorher, ehe er von dieser Wunde geheilt wurde, um Tal der Elben, in Bruchtal, aber Rosie... Rosie fürchtet sich. Ich habe ihr gesagt, ich würde dich bitten, uns zu helfen, uns um ihn... zu kümmern.“

„Und warum um Himmels Willen sollte ich das tun?“ sagte sie, ihre Stimme hart und trocken.

Sam legte ihr die Hand auf die Schulter. Seine Augen waren voller Mitleid... und voller Angst.

„Weil er dich braucht“, antwortete er sanft, „Das weißt du doch, oder nicht?“

Mehr als zwei Jahre Sehnsucht, Schmerz, Selbstverleugnung und Verlust, zunichte gemacht in einem Wimpernschlag.

„Ja,“ flüsterte sie. „Ja, ich weiß.“

*****

6. Oktober 1420 (nachts)

Vor einer Stunde hatte Sam sich endlich hingelegt; dass er es überhaupt fertig brachte, hinauszugehen, sprach Bände über seine Erschöpfung. Sie war froh, dass er ihr genügend vertraute, um sie mit dem fiebernden, bewusstlosen Herrn von Beutelsend allein zu lassen.

„Aber wenn etwas ist... wenn er aufwacht... dann rufst du mich doch, Lily, ja?“

„Natürlich tu ich das, Sam.“

Er schloss leise die Tür hinter sich, und sie blieb zurück, seit über zwei Jahren zum ersten Mal wieder allein mit Frodo Beutlin.

Sie nahm die weiche Wolldecke, die er jetzt zum dritten oder vierten Mal abgeschüttelt hatte, während er sich wild hin und her warf, und wieder deckte sie ihn zu, bis unter das scharf gezeichnete, erschreckend spitz gewordene Kinn. Dann ging sie durch den Raum und stieß die Fensterflügel auf. Ein kräftiger Wind wehte ihr entgegen, der von feuchten abgeernteten Feldern kam und frostig in ihre Wangen biss... aber er brachte frische Luft in das Zimmer, das nach Elend roch und Verzweiflung.

Nach ein paar Minuten schloss sie das Fenster wieder. Sie wartete, bis sich der Raum genügend erwärmt hatte, dann schlug sie die Wolldecke zurück. Sie schob eine Hand unter den zerknitterten Stoff seines Nachthemds und legte sie auf seine Brust. Seine Haut war heiß und trocken, und sie schüttelte den Kopf, bevor sie endlich einen Entschluss fasste und vorsichtig anfing, ihn zu entkleiden.

Seine Glieder waren schlaff und schwer und sie musste beide Arme um ihn legen, um ihn genügend hochzuheben, dass sie ihm das Hemd über den Kopf ziehen konnte. Für einen Augenblick hielt sie ihn an ihre Brust gedrückt, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass es über zwei Jahre her war, dass sie ihn zuletzt umarmt hatte. Dann füllte der stechende Geruch nach Krankheit und Erschöpfung, der von seinem Körper aufstieg, ihre Nüstern, und sie presste die Lippen fest aufeinander und warf das Hemd beiseite. Sie tauchte einen Schwamm in die Schüssel mit Pfefferminz-Wasser, die neben dem Bett stand und fing langsam an, seinen Oberkörper abzuwaschen. Sie sah die silbrigweiße Narbe an seiner Schulter, die eingefallene Brustmuskulatur, und sie sah seine erschreckende Magerkeit. Sie erinnerte sich, wie Rosie am Abend zuvor darüber geklagt hatte, dass er so wenig aß.

Sie drehte ihn behutsam auf den Bauch, froh darüber, dass er endlich einmal still genug lag, um ihm wenigstens ein klein wenig helfen zu können. Im Licht der beiden Kerzenleuchter sah sie ein Muster erhabener Linien, das sich kreuz und quer über seinen Rücken zog... Peitschenhiebe, mitleidlos und zielsicher geführt. Wer hatte ihm so wehgetan? Wer hatte ihn so grausam verletzt?

Andererseits... waren das wirklich die schlimmsten Wunden, die er davongetragen hatte? Waren nicht die viel schlimmer, die sie nicht sehen konnte... die, die in seinem Innersten schwärten und ihn langsam vergifteten?

Sie wusste so wenig.

Sie wälzte ihn wieder auf den Rücken und deckte ihn zu. Ihre Hand berührte seine Stirn; er lag jetzt sehr still und sie hatte das Gefühl, dass er sich nicht mehr ganz so heiß anfühlte.

„Und du kannst wirklich spüren, was andere denken?“

Seine Stimme, verblüfft und voller Faszination an einem sonnigen Nachmittag im Studierzimmer von Beutelsend.

„Das kommt darauf an. Ob ich denjenigen wirklich gut kenne, und ob er in der Nähe ist. Am besten funktioniert es, wenn ich sehr eng mit jemandem verbunden bin, oder wenn ich mich sehr stark um ihn sorge, und wenn ich ihn berühren kann.“

„Reicht es, die Hand zu nehmen?“

Der Tonfall eine zärtliche Neckerei, nicht ganz überzeugt, seine Finger, die sich um ihre schlossen, sein Mund, der ihre Handfläche küsste.

„Nicht ganz. Nicht einmal bei dir, mein Liebster.“

Sie beugte sich über ihn und strich ihm die feuchten Haare aus der Stirn. Sein Gesicht war farblos und erschöpft, aber sie konnte sehen, wie sich die Augen unter den Lidern heftig hin- und her bewegten. Er träumte.

Die Bilder waren immer überraschend zu ihr gekommen, wechselnde Eindrücke, die sie erst zuordnen musste, um herauszufinden, von wem sie stammten. Jugenderinnerungen der alten Witwe Bolger, kurz bevor sie starb... Die Gesichter noch nicht geborerer Kinder, halb vorhergesehen in den Herzen ihrer Mütter...

Sie hatte es nie mit Absicht getan. Sie wusste nicht einmal, ob das ging.

Lily setzte sich auf die Bettkante. Wieder schaute sie auf das so schmerzlich verwandelte Gesicht herunter. Er drehte den Kopf leicht von der einen auf die andere Seite und gab einen qualvollen Laut von sich, fast zu leise für ein Stöhnen.

Vielleicht war es dieser Laut, der den Ausschlag gab. Wie konnte sie ihm helfen, wenn sie nicht wusste, was in seinem Herzen vorging?

Sie legte ihre Fingerspitzen gegen seine Schläfen und beugte sich herunter, bis ihre Stirn auf der seinen lag. Für einen Moment kam die Erinnerung an andere Gelegenheiten zurück, bei denen sie sich genauso berührt hatten... die Einleitung oder der Abschluss leidenschaftlich geteilter Freuden. Dann...

schwarz... die welt ist schwarz und ausgebrannt und ich irre durch die asche wie soll ich atmen die luft verbrennt meine lungen schwarz...

Sie zuckte hoch und ihre Finger lösten den Kontakt. Die Kerzenflammen flackerten in dem leichten Luftzug und sie hörte ihr plötzliches, scharfes Atemholen; sonst aber regte sich nichts. Beutelsend war völlig still. Sie beugte sich wieder hinunter.

...hitze so heiß und er sieht mich kein schleier zwischen ihm und mir kein schutz niemals wieder und wasser nirgendwo wasser und hitze und das gewicht schwer wie blei so heiß und er sieht mich...

Die Bilder sickerten hinüber in ihrem Geist wie schleichendes Gift. Wie schon einmal glühte ihre Haut unter der Hitze, die ihn verbrannte, und ihr Mund wurde ausgedörrt von seinem Durst. Aber sie ließ nicht los.

...und das messer in der dunkelheit und die scharfen zähne der schmerz....ohhhh... verwundet und es wird niemals heilen er ist fort und kommt nicht mehr zurück leer finster kalt zurück nach hause kein zuhause mehr leere räume leere hand verbrannt und der schmerz und nichts mehr und leer leer leer...

Es war wie ein Strudel, der sie unbarmherzig in die Tiefe riss. Lily wimmerte, und jetzt wich sie zurück, aber es war zu spät, viel zu spät. Seine Verzweiflung und seine Leere höhlten sie aus. Sie tat einen Blick in seine Seele, und seine Qual umklammerte ihr Herz mit eiserner Faust.

...müde so müde bin nicht mehr was ich war kann nie wieder sein was ich war der weg ist so schwer stein unter meinen füßen stolpern und fallen weiß die richtung nicht mehr sam seine augen fragen so ängstlich sam solche angst vor dem was ich sagen könnte... rose süße freundliche rose solche trauer und sorge kein weg zurück lily lily lily kein weg zurück die nacht ist so dunkel lily

Der Kontakt riss und sie fiel neben dem Bett auf die Knie. Die Schüssel mit dem Wasser kippte um und durchweichte ihren Rock, aber sie merkte es kaum.

kein weg zurück die nacht ist so dunkel lily

Sie stemmte sich hoch, zog sich einen Stuhl heran und ignorierte den tropfenden Rock. Sie saß reglos, die Hände im Schoß, und wandte den Blick nicht von Frodos Gesicht, das Echo seiner Gedanken ein bitterer Schmerz in ihrem Geist. Was sie in diesem Moment für ihn empfand, ging weit über simples Mitleid hinaus, weit über Liebe und Sorge. Sie war erfüllt von einem tiefen, verzweifelten Erbarmen.

kein weg zurück

*****

Als Rosie nach Sonnenaufgang in das Zimmer kam, fand sie den Herrn von Beutelsend und Lily schlafend vor. Die junge Hebamme saß im Sessel, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Rosie endeckte die umgekippte Schüssel, den nassen Fußboden und Lilys feuchten Rock, und sie weckte sie so behutsam wie möglich. Als Lily Rosies Hand auf ihrer Schulter spürte, regte sie sich seufzend und öffnete die Augen.

„Guten Morgen, Schlafmütze!“ sagte Rosie mit einem Lächeln. „Zeit, aufzustehen, und für ein anständiges Frühstück.“ Sie wandte ihren Blick zu der stillen Gestalt auf dem Bett. „Wie war die Nacht?“

„Er... Herr Frodo hatte ein paar wirklich üble Alpträume.“ sagte Lily und hievte sich mühsam aus dem Sessel. „Du solltest den neuen Heiler um einen guten Vorrat Mohnsirup bitten, damit du ihn zu Hand hast, falls so etwas wieder passiert.“

„Aber wir können ihn doch nicht betäuben!“

Lilys Lächeln war seltsam verzerrt. „Es gibt Träume, die machen eine Betäubung höchst erstrebenswert, glaub mir“, sagte sie. „Ihr solltet ihn nicht leiden lassen, wenn es nicht nötig ist.“ Sie streckte die Hand aus und berührte Herrn Frodos Stirn. „Und weck ihn nicht auf. Er wird sich besser fühlen, wenn er genug Ruhe gehabt hat.“

„Und du wirst dich auch besser fühlen, wenn du einen heißen Tee, ein paar Rühreier und ein frisches Brötchen im Magen hast.“ erwiderte Rosie resolut. „Und einen trockenen Rock brauchst du auch, würde ich meinen.“---

Eine halbe Stunde später saß Lily in der Küche; sie trug einen geborgten Rock und ihre Hände lagen um einen warmen Becher. Speck und Eier brutzelten in der Pfanne auf dem Herdfeuer und fügten ihr herzhaftes Aroma dem süßen, belebenden Duft des frisch gebackenen Brotes hinzu. Rosie bemerkte mit Befriedigung die Farbe, die in das Gesicht ihrer Freundin zurückkehrte. Sie füllte ihr den Teller, butterte ihr ein Brötchen und sah zu, wie sie aß. Plötzlich fiel ihr etwas ein.

„Oh - Lily? Da ist etwas, das will ich dir seit Monaten geben, aber ich vergesse es ständig...“

Sie streckte die Hand aus, nahm ein kleines Holzkästchen vom höchsten Regal und öffnete es.

„Das gehört dir, nicht wahr?“

Auf ihrer Handfläche lag die Brosche mit dem Einhorn und den Perlen; Lilys erstes Schmuckstück und Erbstück von Myrte Bolger.

„Rosie!“ Es war ein Ausruf überraschter Freude. „Ich habe monatelang danach gesucht, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo ich es verloren hatte. Wie...“

„Weißt du, wir haben Beutelsend sauber gemacht, bevor es wieder hergerichtet wurde“, sagte Rosie, drehte sich um und sah nach Sams Speckportion. „Ehrlich, ich habe noch nie so eine Schweinerei gesehen. Es war eine rechte Schande. Und es war Chrysantheme Buchenblatt, die das hier fand, als sie den ruinierten Teppich aus dem Studierzimmer gezogen haben. Du musst sie wohl schon vor Jahren verloren haben – was hast du denn hier gemacht? Hast du Herrn Frodo einen deiner Kräutertees geliefert?“

Totenstille. Rosie wandte sich um und sah, dass Lily sie anstarrte, das Gesicht kalkweiß; sogar ihre Lippen hatten alle Farbe verloren. Die Brosche fiel mit einem leisen Klappern auf den Tisch. Die Perlen fingen die Sonne ein und die silbernen Ornamente der Fassung strahlten hell. Lily stieß ihren Stuhl zurück und sprang auf; ihrem verlorenen Schatz gönnte sie keinen Blick mehr.

„Ich muss jetzt gehen, Rosie“, sagte sie mit einer dünnen, kalten Stimme. „Ich muss weg, sofort. Mein Vater wartet auf mich.“

„Aber Lily...“

„Nein!“ Rosie fuhr zusammen, denn das Wort kam heraus wie ein erstickter Schrei. Lily wirbelte herum und warf dabei beinahe ihren Stuhl um. Sie rannte aus der Küche, ließ ihr halb gegessenes Frühstück, die Brosche und eine vollkommen verwirrte Rosie zurück.

Fünf Minuten später trat Sam ein, die Stirn gerunzelt und ein halbes Dutzend Fragen in den Augen.

„Rosie, was ist denn passiert?“ Er schaute sich um, sah Lilys Teller und die glitzernde Brosche. „Lily ist an mir vorbeigeschossen, als hätte sie einen der Ringgeister gesehen, von denen ich dir erzählt hab. Bevor ich was sagen konnte, ist sie durch den Garten gerannt wie ein gehetztes Karnickel und war weg.“ Er zögerte. „Was hast du bloß zu ihr gesagt?“

„Nichts, was sie so aufregen könnte, das versichere ich dir!“ gab Rosie zurück, noch immer zu erschrocken, um auf ihren Ton zu achten. Sie sah sein Gesicht und sprach sofort sanfter. „Tut mir leid, Lieber... ich versteh auch nicht mehr als du. Ich hab ihr die Brosche gegeben, die wir beim Saubermachen von Beutelsend gefunden haben, und das war’s. Sie sprang auf, sagte mir, dass sie gehen muss und war weg, bevor mir irgendwas einfiel, das ich hätte sagen können. “

„Aber wenn du nicht... wieso um Himmels Willen ist sie dann weggerannt?“

Rosie setzte sich auf ihren Stuhl. Sie nahm die Brosche und drehte sie zwischen ihren Händen; ihre Augen folgten den weichen Konturen des Einhorns.

„Ich weiß nicht, Sam“, sagte sie langsam. „Glaub mir, ich habe keine Ahnung.“

*****

Zwei Stunden später erwachte der Herr von Beutelsend aus seinem langen Schlaf, kam in die Küche und setzte sich zu einem feinen Elf-Uhr-Imbiss hin. Weder Sam noch Rosie erwähnten irgend etwas über Lilys plötzliches Verschwinden; sie sagten ihm nur, sie hätte während der Nacht neben seinem Bett Wache gehalten. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande und sagte etwas darüber, dass er der jungen Hebamme einen Besuch abstatten würde, um seinen Dank auszudrücken. Er aß nur wenig von Rosies Köstlichkeiten und zog sich sofort hinterher in sein Studierzimmer zurück, um die Arbeit an seinem Buch fortzusetzen.

Zur gleichen Zeit beschloss Lily, nach Hause zu gehen. Sie hatte die Zeit seit ihrer Flucht in dem kleinen Wäldchen an der Wässer verbracht, wo sie und Frodo vor fast drei Jahren gebadet hatten. Sie war froh, dass es ihr gelungen war, diese Zuflucht zu erreichen, bevor sie Rosies gesamtes Frühstück erbrach. Sie saß auf einem trockenen Flecken dicht am Fluss, gegen einen schlanken Birkenstamm gelehnt. Ihre Augen starrten hinaus auf die stahlgraue Strömung, dunkel und ohne etwas zu sehen, während sie ihre Erinnerungen niederkämpfte und sie in den Käfig tief in ihrem Herzen zurückzwang. Endlich stand sie auf, strich ihre Röcke glatt und wandte den Schritt heimwärts; um ein Essen für ihren Vater vorzubereiten, ihm ein heiteres Gesicht zu zeigen, ihre nächste Runde zu machen, freundlich und fähig... und so zu tun, als wäre es möglich, weiterzuleben, als sei niemals etwas geschehen.


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