Zwillingsherz
Eine Liebesgeschichte in drei Teilen, die es nie gabakli

von Cúthalion


Thema: „Ich kann die Einsamkeit in deinen Augen sehen.“
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Ein neues Leben

Hermine hatte geglaubt, dass den Krieg gegen Voldemort zu gewinnen sie in eine sorglose, glückliche Zukunft führen würde – mit Ron an ihrer Seite, Harry als bestem Freund und einer großartigen Karriere irgendwo im Ministerium.

Die Karriere hatte sie jetzt und Harry war immer noch da. Diesen Samstag würde er Ginny heiraten,nach einer Verlobungszeit, die in einem Wimpernschlag vorbei gewesen war. Carpe diem und so weiter. Ron allerdings...

Sie hatte auf die harte Tour gelernt, dass sechs Jahre streitbare Freundschaft (gekrönt durch einen Kuss in der Hitze des Gefechts) keine Garantie für ein Happy End war. Sie hatte endlich begriffen, dass seine schlichte Geradlinigkeit und ihre komplizierte, innere Welt nicht zusammen passten.

Sie saß auf der Plattform des Astronomieturms und blickte in einen großartigen Sonnenuntergang. Bald würde es Zeit sein, nach London zurückzukehren... aber hier war es so viel einfacher, sich an die unerträgliche, unschuldige Besserwisserin zu erinnern, das Mädchen, das sich sicher gewesen war, dass man jedes Problem lösen konnte, wenn man nur das richtige Buch fand.

„Hermine?“

Erst jetzt wurde ihr klar, dass der ungleichmäßige Rhythmus, den sie in einem entfernten Winkel ihres Geistes registriert hatte, Schritte gewesen waren, die langsam die Wendeltreppe zur Plattform hinauf stiegen. Sie drehte sich um und sah ihn an: hoch gewachsen, nach sechs Monaten mühsamer Heilung immer noch abgemagert, das Gesicht von einer Narbe gezeichnet, die sich seine Wange hinunter wand wie ein scharlachroter Flusslauf. Dann grinste Fred sie an, und mit plötzlicher, unerklärlicher Erleichterung erkannte sie den Jungen, der er einmal gewesen war, in dem Mann wieder, der vor ihr stand.

„Wenn du das nächste Mal beschließt, vor dich hinzubrüten, sei doch so nett und tu das unten,“ schnaufte er. „Die Heiler von St. Mungo wollen mich immer noch weder auf einem Besen fliegen noch apparieren lassen, und ich komme diese verflixten Stufen nicht nochmal hoch.“

Sein linkes Bein war kürzer als das rechte, und Hermine verspürte einen kurzen, schuldbewussten Stich.

„Tut mir Leid.“ Sie erhob sich von der Steinbank und hätte sich fast den Kopf an dem riesigen Teleskop gestoßen. Er fing sie mit Leichtigkeit auf und zog sie an sich.

„Was tut dir Leid? Dass du mich aus den Trümmern gegraben hast, nachdem die Mauer explodiert ist, oder dass du mich in den Krankenflügel geschafft hast, bevor mir der Fuß abfallen konnte?“

„Dass ich gedankenlos war.“ Sie lehnte die Stirn an seine Brust. Er roch nach frisch gewaschenem Hemd und nach sich selbst... ein Duft, an den sie sich rasch gewöhnte.

„Aber das solltest du sein,“ sagte er, den Mund in ihrem Haar. „Dein ganzes Leben lang hast du nachgedacht und geplant und Probleme gelöst – meistens die von Harry und Ron. Jetzt ist es Zeit für ein bisschen Spaß.“

Spaß war etwas Neues, so neu, wie die Tatsache, hinter seinen Augen einen verwandten Geist zu entdecken. Zu sehen, dass sich ihre eigene Einsamkeit in diesen Augen spiegelte, war der Schlüssel zu dem gewesen, was sie langsam als ihr neues Leben betrachtete. Mit Fred, dem ebenfalls ein neues Leben geschenkt worden war.

„Lass uns gehen,“ sagte sie, und Hand in Hand stiegen sie die Stufen vorsichtig wieder hinunter.

FINIS


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