Versteckspiel (Hide and Seek)
von Cúthalion

Zum Geburtstag für Rabidsamfan

Rosie schloss die Scheunentür hinter sich und schnitt den Klang von Fiedeln, Flöten, Trommeln und stampfenden Füßen ab. Ihre eigenen Füße taten ihr weh... kein Wunder, sie hatte eingewilligt, mit Andi Birkenblatt zu tanzen. Andi war ein guter Bauer und der Besitzer von zweien der fruchtbarsten Muttersäue im gesamten Westviertel, aber er war alles andere als ein guter Tänzer. Er war ihr eine scheinbare Ewigkeit lang auf die Zehen getreten, aber das war nicht der wahre Grund, weswegen sie sich im Augenblick elend fühlte.

Der Grund war natürlich Sam.

Heute Abend feierten sie nicht nur das jährliche Erntefest auf dem Kattunhof, es war auch eine Art Abschiedsfeier für den Sohn von Hamfast Gamdschie. Er würde in ein paar Tagen mit seinem Herrn nach Krickloch übersiedeln, um dort für dessen Garten zu sorgen, wie er es fast sein ganzes Leben in Hobbingen getan hatte. Und da Frodo Beutlin sehr deutlich gemacht hatte, dass er nicht zurück kommen wollte - und seine erstaunliche Entscheidung dadurch bestätigte, dass er Beutelsend ausgerechnet an die Sackheim-Beutlins verkaufte! - war es mehr oder weniger unwahrscheinlich, dass auch Sam zurück kam, wenigstens nicht all zu bald.

Rosie kannte ihn schon ihr ganzes Leben lang. Ihre Mutter liebte es, die Geschichte zu erzählen, wie der zehnjährige Sam Rosie gefüttert hatte, als sie sich gerade von einer schrecklichen Grippe erholte und sich weigerte, irgend etwas zu essen. Sie hatte bereits Apfelmus auf Lily Kattuns Kleid und in den Lieblingshut ihres Vaters gespuckt, als endlich Klein-Sam kam, ihre gerundete Wange streichelte und anfing, ihr ein - ganz und gar phantastisches - Märchen zu erzählen. Rosie saß still und starrte fasziniert mit kornblumenblauen Augen den Dreikäsehoch an, der von Drachen, Elben und Zwergenjuwelen redete - und der dabei Löffel für Löffel von Apfelmus und Honigbrotstückchen in ihren gehorsam aufgesperrten Mund hinein schmeichelte.

Die Jahre vergingen; das kleine Mädchen verwandelte sich in eine geschmeidige, lebhafte junge Frau mit glänzenden, haselnussbraunen Locken und einem offenen, hübschen Gesicht, und Klein-Sam wurde der beste Gärtner von ganz Hobbingen. Er war noch immer ein regelmäßiger Besucher des Kattunhofes, und wann immer er Blumen für die Vase im Studierzimmer seines Herrn schnitt, vergaß er nicht, auch ein kleines Sträußchen für Rosie zu pflücken. Im Laufe der Zeit flüsterten sich die Klatschmäuler zu, dass es jetzt das junge Fräulein Kattun war, dem Sam aus der Hand fraß und nicht anders herum. Rosie machte das nichts aus; sie genoss seine Gesellschaft und als sich seine Freundschaft allmählich in etwas Anderes und wesentlich Tieferes verwandelte, bemerkte sie die Anzeichen mit scharfem Blick und wachsender Freude.

Die Nachricht, dass Sam nach Bockland gehen würde, war ein Schock. Wochenlang mied er den Hof, und als er endlich doch kam, redete er nicht sehr viel. Rosies Brüder - die Sam im Laufe der letzten Jahre mehr oder weniger als ein weiteres Familienmitglied akzeptiert hatten - änderten plötzlich ihre Meinung. Sie wurden erschreckend wachsam, und als Sam endlich beschloss, Rosie wenigstens ein kleines bisschen mehr mitzuteilen, hatte er größte Schwierigkeiten, sie allein abzupassen. Irgendwann hatten sie die Gelegenheit, sich ganz kurz im Gemüsegarten ihrer Mutter zu treffen, und er beugte sich über die Kohlköpfe und offenbarte zögerlich ein paar erschreckende Einzelheiten... dass Herr Frodo vorhatte, wegen eines seltsamen und geheimnisvollen Erbstückes vom Verrückten Bilbo Beutlin zu den Elben zu gehen, dass er nicht die Absicht hatte, in seinem neu erworbenen Haus in Krickloch zu bleiben, und dass Sam keine Ahnung hatte, wann sie zurück kommen würden - wenn überhaupt. Sie starrte auf den gerstenblonden Haarschopf des Hobbits hinunter, den sie liebte, hörte ihm wortlos zu und kämpfte gegen ein wachsendes Gefühl der Unwirklichkeit an. Er ging fort, und sie blieb zurück. Er zog in ein merkwürdiges Abenteuer, und er würde den Elben begegnen, von denen er ihr so viele Geschichten erzählt hatte. Nichts von alledem machte irgend einen Sinn.

Dann kam der Abend des Herbstfestes; Tische und Bänke wurden auf dem Hof vor dem Bauernhaus aufgestellt, und die Kattunfrauen verbrachten den größten Teil des Tages in der Küche, wo sie backten, kochten und brauten. Sam erschien zusammen mit Marigold, Maie und Margerite und wurde auf der Stelle von ihren Brüdern mit Beschlag belegt. Rosie sah den verzweifelten Blick, den er ihr über Toms kräftige Schulter hinweg zuwarf und verfluchte im Stillen ihr Pech. Sie wusste nur allzu gut, dass es nicht in ihrer Macht lag, ihn umzustimmen; seine tiefe Ergebenheit Frodo Beutlin gegenüber war unerschütterlich, und er würde seinem Herrn selbst dann folgen, wenn der sich entschloss, auf den Mond zu steigen.

Aber sie wollte wenigstens ein paar gestohlene Minuten mit ihm zusammen sein... und es war mehr als ein Wunsch, es war ein halsstarriges, verzweifeltes Verlangen, so machtvoll und unabweisbar wie Hunger und Durst. Sie wollte sich seinen Geruch einprägen, die Art, wie sich seine Hände anfühlten, wenn er sie berührte, wie ihm der Atem stockte, wenn ihre Lippen sich trafen und das erregende Grollen tief in seiner Brust, wenn seine Hand sich in ihr Mieder und unter ihre Bluse stahl, um ihre Rundungen mit einer wundervollen Mischung aus Scheu und kühner Inbesitznahme zu liebkosen.

Sie hatte ihn noch nicht in ihr Bett genommen, und er hatte sie auch nie darum gebeten; es war auch ganz entschieden nicht der richtige Augenblick für ihre erste Liebesnacht, um die Wahrheit zu sagen. Sie kannte ihren Kalender ausgesprochen gut und machte sich über den Gebrauch gewisser Kräuter keinerlei Illusionen... manchmal wirkten sie, sehr viel öfter taten sie es nicht. Wenn sie heute Nacht diese besondere Grenze überschritten, dann war es gut möglich, dass sie empfing... eine Folge, die sie unter normalen Umständen von Herzen gern in Kauf genommen hätte. Aber das Kind eines Hobbits auszutragen, der das Auenland verließ, ohne ihr das bindende Versprechen geben zu können, dass er wiederkam, war eine ganz andere Sache, für ihre Familie und für sie selbst.---

Die Tür knarrte, und sekundenlang sah Rosie eine breitschultrige Gestalt vor dem tiefen blaugrauen Abendlicht draußen.

„Rosie?" wisperte er. „Bist du da, Mädel?“

Sie gab einen tiefen Seufzer der Erleichterung von sich.

„Hier, Sam!" hauchte sie. „Hier drüben!“

Seine Füße bewegten sich beinahe lautlos über den kühlen Lehmboden, und dann spürte sie seine Arme um sich. Sein erster Kuss landete auf ihrer Nase, aber der zweite Versuch war von mehr Glück gekrönt, und ihre Lippen öffneten sich unter dem sanften Druck seines Mundes, während ihr Körper in seiner Umarmung schmolz.

Sie zog sich zurück und brachte einen winzigen Abstand zwischen sie beide; sein Atem war warm und würzig, als hätte er frische Petersilie gegessen.

„Meine Brüder...?“

Er schüttelte den Kopf, halb amüsiert, halb verärgert.

„Nibs ist mir die ganze letzte Stunde nachgelaufen,“ gestand er mit einem Grinsen, „als würde er mir an den Fersen kleben. Glücklicherweise ist eine von den Bänken umgekippt, als D... als Herr Bolger sich aus Versehen auf das äußerste Ende gesetzt hat. Nibs musste ihm aufstehen helfen. Das war meine erste Chance, mich davon zu machen.“

„Tut mir Leid," murmelte sie. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern und sie spürte die Wärme seiner Haut und Muskeln durch den Stoff. „Du... du musst das verstehen. Sie... sie...“

„Sie machen sich Sorgen, deinetwegen und meinetwegen," sagte er sanft, „genau wie ich.“

Wieder begegneten sich ihre Lippen. Seine Hände streichelten ihren Rücken und vergruben sich in ihrem Haar; der dritte Kuss war ein Tanz der Zungen, ein Schwindel erregender Wirbel aus Hitze und keuchendem Atem. Rosie schluckte ein Schluchzen hinunter und spürte, wie sein Körper in ihren Armen zitterte ---

„... tragen wir die Tabletts nach draußen, wie Mama gesagt hat. Und hat irgendwer Sam geseh'n?"

Jollys dröhnende Stimme, direkt vor der Scheune. Die alte, rostige Klinke wurde herunter gedrückt.

Oh süße Herrin!

Sam ließ sie los und wandte den Kopf in Richtung Tür. Ohne nachzudenken, versetzte sie ihm einen kräftigen Stoß und er stolperte rückwärts und verschwand in dem riesigen Heuhaufen hinter ihnen. Die Luft füllte sich mit einer Staubwolke; Rosie rieb sich die Augen und nieste. Während sie den Rücken straffte, um ihren Brüdern gegenüber zu treten, entdeckte sie ein Paar Waden und Füße, die unter dem Heu hervor schauten. Es war zu spät für eine Warnung, zu spät, irgend etwas anderes zu tun als das, was Rosie instinktiv tat; sie setzte sich mit einem Plumps hin und breitete ihre üppigen Röcke weit genug aus, um seine verräterischen Gliedmaßen zu bedecken. Und so fanden Tom und Jolly ihre Schwester auf dem Boden vor, wo sie mit den Zehen wackelte und sie mit vollkommener Unschuld ansah.

„Was machst du denn hier drin, Mädel?" fragte Jolly und blickte misstrauisch zu dem riesigen Tisch am hinteren Ende der Scheune hinüber. Lily Kattun hatte Tabletts mit Würstchen und gebratenen Fleischklößen dort abgestellt, mit sauberen Tüchern abgedeckt, nicht zu vergessen ein halbes Dutzend Backbleche mit ihren berühmten Hühnchenpasteten. „Hattest du Hunger?"

Rosie schnaubte.

„Willkomm Kattun, ich habe schon vor Tagesanbruch in der Küche gestanden, um Mamas Pasteten zu füllen und sie zu backen. Ich hab überhaupt keinen Hunger, ich bin bloß müde. Und Andi Birkenblatt hat offensichtlich nie gelernt, wie man anständig tanzt; er ist mir die ganze letzte Stunde auf den Füßen gestanden, was der Grund ist, wieso ich hier sitze.“

Die Tür zur Scheune schwang auf und jetzt kam Nibs herein und steuerte geradewegs auf das große Bierfass neben dem Tisch mit Lilys Köstlichkeiten zu. Drei Brüder, ein Gärtner unter einem Heuhaufen und eine Schwester in Panik, und alle spielen miteinander Verstecken. dachte Rosie und stöhnte innerlich. Einfach großartig.

„Mama hat uns gesagt, wir sollen die Tabletts 'raustragen,“ bemerkte Tom und spähte auf seine Schwester hinunter. „Wieso sitzt du denn da auf dem Boden, Rosie?“

Um meinen Sam davor zu bewahren, dass er es mit euch allen dreien aufnehmen muss, dachte sie und lächelte süß. Sie rutschte unbehaglich herum und bemerkte zum ersten Mal, dass das Stroh auf dem trockenen Lehmboden ihr in die Haut stach... tatsächlich war es ihr zwar gelungen, Sams Füße zu verdecken, aber unglücklicherweise nicht ihr eigenes Hinterteil. Und ihre neuen, spitzenbesetzten Unterhosen waren ziemlich dünn. Wieder bewegte sie sich zur Seite und unterdrückte ein erschrockenes Zusammenfahren, als sie plötzlich auf einer Hand zu sitzen kam. Und es war nicht ihre eigene.

Sie räusperte sich. „Ab mit euch, Jungs,“ sagte sie und versuchte, die Position ihrer Rückfront so unauffällig wie möglich zu verändern. Das Ergebnis war, dass sie jetzt eine warme, solide, nach oben gewandte Handfläche spürte, die ihre... allerintimsten Regionen bedeckte. „Ich bin sicher, Mama wartet schon... zusammen mit mehr als fünfzig hungrigen Hobbits.“

„Hilf mir doch mal mit dem Bier, Tom,“ sagte Nibs. Ihr ältester Bruder ging zu ihm hinüber, und die beiden hoben das riesige Fass von seinem hölzernen Ständer. Jolly folgte den beiden nach draußen; er trug mit beiden Händen ein Tablett voller Würstchen.

„Keinen Laut - und beweg dich bloß nicht!“ zischte Rosie. Sam gehorchte, aber er nutzte die kurze Atempause, um vorsichtig seine Beine zu strecken. Noch bevor sie seinen Arm zu fassen bekam und seine Hand von... dort unten... fort ziehen konnte, kam Jolly wieder zurück.

„Du solltest vom Boden aufstehen, Rosie,“ sagte er mit einem kleinen Lächeln, „du wirst dir eine Erkältung holen, wenn du zu lange da herum hockst.“

„Oh, ich bin jeden Moment draußen bei euch," gab sie zurück. Kälte war im Augenblick nicht ihr Problem, kein bisschen. Sams Hand war eine Quelle lebendiger Hitze über ihrem Schambein, und sie war sich sicher, dass er die weichen, krausen Locken zwischen ihren Beinen durch das dünne Gewebe ihrer Unterhosen mühelos spüren konnte. Sie wusste, dass sie eigentlich verlegen und mehr als nur ein wenig beschämt sein sollte, aber statt dessen fühlte sie, wie warme, erregende Schauer ihr den Rücken hinunter rieselten und ihr Atem sich beschleunigte. Oh süße Herrin, wie kriege ich die drei bloß hier heraus - und wie sorge ich dafür, dass sie draußen bleiben?

Nibs verschwand einmal mehr, diesmal mit einem Backblech voller Pasteten. Rosie konnte entfernten Jubel hören; die Gäste des Erntefestes begrüßten Essen und Bier mit Beifall, und eine klare Baritonstimme stimmte ein Trinklied an.

Ein alter Krug, ein fröhlicher Krug
lehnt grau am grauen Hang...

Diesmal musste sie Sam nicht warnen; er saß völlig still hinter ihr. Aber er war offensichtlich der Überzeugung, dass die empfohlene Bewegungslosigkeit sich nicht auf seine Hand erstreckte: warme, starke Finger regten sich jetzt sachte, um die weichen Falten rings um ihre geheimste Stelle zu erkunden. Rosie begann zu zittern und spreizte ihre Beine ein weniger weiter, um ihm einen leichteren und besseren Zugang zu ermöglichen. In einem weit entfernten Winkel ihres Verstandes rügte die Stimme der Vernunft, sie streng, dass dies ein schamloses und höchst unangebrachtes Verhalten für eine wohlerzogene Hobbit-Jungfer sei, aber sie kümmerte sich nicht darum und erstickte ein Stöhnen in der Kehle.

Dort brauen sie ein Bier so braun
dass selbst der Mann im Mond kam schau'n
und lag im Rausche lang...

Und wieder schwang diese verflixte Tür auf und Tom kam herein, Jolly auf den Fersen. Sie nahmen die letzte zwei Platten mit Fleischklößen und gingen an ihr vorbei. Sie folgte ihnen mit den Augen und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass sie verschwanden (oh Herrin, lass sie gehen, bitte..!), aber dann blieb Jolly stehen, drehte sich um und betrachtete durch das Dämmerdunkel der Scheune ihr Gesicht.

„Geht's dir gut, Rosie?“ fragte er mit gewisser Besorgnis, „Du siehst aus, als würdest du Fieber kriegen!“

Sie brachte etwas zustande, das sicherlich mehr einer Grimasse ähnelte als einem beruhigenden Lächeln. „Ein Krampf," sagte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, „ein scheußlicher Krampf, und ich schwöre, ich tanz nie wieder mit Andi Birkenblatt, und wenn er der letzte Hobbit in ganz Mittelerde wäre!“

Das kam mit weit mehr Leidenschaft heraus, als sie beabsichtigt hatte, aber diese zärtlichen, zielsicheren Finger hatten nun den kleinen Knoten erreicht und frei gelegt, der sich unter ihrem feuchten Fleisch verbarg; feurige Funken schossen zwischen ihren Schenkeln hervor und durch ihren gesamten Körper und setzten jeden Nerv und jede Fiber in Brand. Für eine Schwindel erregende Sekunde fürchtete sie, sie würde auf der Stelle in Ohnmacht fallen. Wirklich großartig, meine Liebe, warf die Stimme der Vernunft trocken ein, jetzt kippst du nur durch die Berührung einer Gärtnerhand um, und deine Bruder schauen dir dabei zu.

Oh Herrin, BITTE!

„Aber du kommst doch bald, Rosie, oder?“ Jolly starrte sie noch immer mit gerunzelter Stirn an.

„Ja... sicher.“ Sie wollte gleichzeitig lachen und ihn anbrüllen. Oh Jolly, du Dummkopf, du hast ja keine Ahnung...!

Ihre Brüder gingen nach draußen und die Tür schlug zu... keinen Augenblick zu früh.

Sie bog den Rücken durch und spürte den scharfen Stich der Strohhalme auf der Haut, als sie die Hände zu Fäusten ballte, den Kopf zurück geworfen und den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Seine warmen Finger umtanzten den kleinen, starren Knoten in rascher werdenden Kreisen, drückten sanft und stupsten; die Muskeln seines Armes und seiner Schulter zitterten an ihren Hinterbacken und verkrampften sich, als sie endlich über den Rand der Anspannung hinaustaumelte, das Gesicht gerötet und glühend von der brennenden Hitze ihres ersten, heftigen Höhepunktes. Ihr gesamter Körper war ein atemloser Aufschrei der Verblüffung; jeder Gedanke an ihre Brüder und was sie tun mochten, wenn sie in diesem schlechtesten aller Augenblicke zurückkamen, war aus ihrem Kopf verschwunden. Die kundige Hand wurde zurück gezogen und sie sackte nach vorne; sie konnte sich gerade noch davon abhalten, flach auf das Gesicht zu fallen.

Im nächsten Moment brach Sam aus dem Heuhaufen hervor; er hustete und schnappte nach Luft. Rosie drehte sich um und sah im dämmrigen, staubigen Licht der Scheune, wie er über ihr aufragte. Bevor sie irgend etwas sagen konnte, wurde sie in eine kraftvolle Umarmung hinein gezogen. Sie konnte ihn riechen, Schweiß und ungehemmte, unverfälschte Begierde, und dann lag sein Mund auf ihrem und eroberte ihre Lippen mit einem Kuss, der ihr einmal mehr den Atem raubte.

„Rosie...“ Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „...Rosie...!“

Sie spürte sein Verlangen durch den zerknitterten Stoff ihrer Röcke und streckte instinktiv die Hand aus Die Knöpfe seiner Hose öffneten sich leicht unter ihren geschickten Fingern, und er hielt sie nicht davon ab (obwohl er es hätte tun sollen, oder nicht? Nein, dachte sie mit einer plötzlichen, flammenden Entschlossenheit, sollte er nicht. Nicht heute.) Sie streifte seinen Hüftknochen und seinen Schenkel und fand endlich samtbedeckte, hitzige Härte, die ungeduldig gegen ihre Handfläche pulsierte. Er murmelte etwas Unverständliches, das sich in ein tiefes Stöhnen verwandelte, als sich ihr Griff um ihn schloss.

Zuerst waren ihre Bewegungen ein wenig hölzern und unbeholfen, aber ein uraltes Wissen in ihrem Fleisch sagte ihr, was sie tun musste, wie sie ihn berühren, wie sie hier drücken und dort liebkosen musste. Sein Körper gab ihr alle Antwort, die sie brauchte... sie kniete zwischen seinen Beinen, die Linke flach auf seiner entblößten Brust unter dem halb aufgeknöpften Hemd, während die andere in einem sanften, festen Rhythmus seine Länge auf- und ab glitt. Sams Hüften hoben sich, und sie spürte, wie seine Stöße in die Höhlung ihrer Hand hinein sich beschleunigten; sie konnte in der fast völligen Dunkelheit den Glanz seiner Zähne sehen, das Glitzern seiner Augen und seinen kraftvollen Hals. Er ist wunderschön, dachte sie, er ist wunderschön, und ich habe es nie wirklich bemerkt, bis heute. Er war die warme, fruchtbare Erde des Auenlandes unter ihren Füßen, er war das reife Obst im herbstlichen Garten. Er war der scharfe, klare Gesang der Lerche, der den Tod des Winters ankündigte und das erste, frische Grün um Frühling. Er gehörte zu ihr und sie gehörte zu ihm, sie wusste es ohne den Schatten eines Zweifels.

Plötzlich bäumte er sich auf und seine Finger gruben sich in ihre Unterarme; sie sank auf ihn hinunter, erstickte seinen kehligen Aufschrei mit einem Kuss, und seine Erlösung strömte in heißem Strahl über ihre Finger.

Minutenlang lagen sie da, ohne sich zu rühren, ihr Herzschlag ein lautes Donnergrollen in den Ohren. Endlich kam Rosie wieder zu Atem, aber ihre Stimme war nur ein sanfter Windstoß an seiner Wange.

„Wirst du eines Tages zu mir zurück kommen, Sam Gamdschie?“

Er wandte den Kopf und küsste sie; diesmal war es eine zärtliche Berührung seiner Lippen, sanft, sanft... und so sehr Sam.

„Das werd' ich, mein liebstes Mädchen...“ murmelte er, „Wenn ich's irgendwie kann, dann werd' ich's. Versprochen.“

Sie setzte sich in der Dunkelheit auf und atmete die süß duftende Luft tief ein.

„Das ist alles, was ich wissen muss,“ sagte sie mit einem Lächeln. „Und jetzt gehen wir besser zum Fest zurück, Sam Gamdschie. Ich hab' Hunger.“

*****

Eine Woche später verließ Frodo Beutlin das Auenland, zusammen mit seinen Vettern Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk, und begleitet von seinem getreuen Gärtner.

Und Rosie fing an zu warten.


ENDE


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