Februarbraut
von Cúthalion

Als Peregrin Tuk seiner Mutter mitteilte, dass er nicht die Absicht hatte, mit seiner Hochzeit bis zum Frühling zu warten, schüttelte Eglantine in verblüfftem Unglauben den Kopf.

Sie selbst war eine Junibraut gewesen, die rotblonden Locken von frisch erblühten Rosen gekrönt (und ihr brandneuer Gatte so bleich und bebend, als er sein Ehegelöbnis ablegte, dass sie Angst bekam, er könnte im ungünstigsten aller Augenblicke in Ohnmacht fallen).

Er fiel nicht in Ohnmacht, sie waren jetzt seit vielen Jahren glücklich, und während der Schwierigkeiten hatte Paladin sich einmal mehr als guter Thain erwiesen, vorausschauend und klug. Seine Weisheit und Stärke hatte den Tukländern die schlimmsten Auswüchse des Terrors erspart, und der Ruf der Tuk-Bogenschützen war inzwischen legendär – ebenso wie der Ruhm seines Sohnes.

Nun stand Eglantine im Studierzimmer und betrachtete ihren Ehemann mit einer Mischung aus Zuneigung und Ungeduld. Er saß hinter seinem ausladenden Schreibtisch und biss auf den Stiel seiner Pfeife (wie er es immer tat, wenn er nachdachte). An dem Abend, als Pippin von jener geheimnisvollen Fahrt zurückkam, hatte er genauso da gesessen... er war langsam von seinem Stuhl aufgestanden und hatte wortlos und ungläubig den jungen Riesen angestarrt, der auf der Türschwelle stand, in Schwarz und Silber gekleidet, gleichzeitig vertraut und erschreckend fremd.

„Hallo Vater.“

„Pip... Peregrin? Bist du das?“

Und Eglantine hatte an der Wand neben der Tür gelehnt; in ihrem Kopf drehte sich alles in einem Übermaß unerwarteter Freude, und ihr Blick war von Tränen verschleiert. Aber sie konnte deutlich genug sehen, wie Paladin die Pfeife hinlegte und mit zwei, drei Schritten um den Tisch herumkam, die Arme nach diesem Helden unter Elben, Menschen und Hobbits ausgestreckt, der in diesem Moment nichts anderes war als das Kostbarste von allen; sein Sohn, verloren und wiedergefunden. ---

„Warum können sie denn nicht warten?“ hörte sie sich selbst fragen. „Nur ein paar Monate... nur bis zum Frühling oder zum Frühsommer.“

„Hättest du warten wollen, mein Liebstes?“ Paladins Stimme war sanft. „Mein Vater war nicht gerade ausgesprochen glücklich, als du eingewilligt hast, meine Frau zu werden. Wenn ich ein gehorsamerer Sohn gewesen wäre, dann hätten wir vielleicht mehr als nur ein paar Monate verloren.“

Eglantine schluckte. Er hatte Recht, und sie wusste es.

Er kam näher und liebkoste ihre Wange.

„Weißt du, unsere Sohn hat eine der grundlegenden Wahrheiten im Leben kennengelernt, meine Taube“, sagte er, seinen Mund in ihrem Haar. „Man weiß nie, was morgen geschehen wird, und man sollte die Zeit, die man hat, weise nutzen.“ Er lächelte sie mit ernsten Augen an. „Er hat mir immer noch nicht alles erzählt, und vielleicht wird er das auch nie. Es gibt Dinge, die sollten besser in der Vertrautheit zwischen Mann und Frau besprochen werden. Juweline ist ein wunderbares Mädchen, und sie liebt ihn sehr. Lass sie das Heilmittel sein, dass er nötig hat.“

*****

Der Februar war nasskalt, und Eglantine tat ihr Bestes, ihre schlimmsten Befürchtungen zu unterdrücken, während sie von einem atemlosen Wirbel der Vorbereitungen verschluckt wurde.

Am Tag der Hochzeit hatte die Luft morgens einen neuen, eisigen Biss, und um die Mittagsstunde herum begannen Schneeflocken leise aus den grauen Wolken zu fallen, die tief über den Hügeln um Buckelstadt hingen. Am Abend stand Peregrin Tuk in der Versammlungshalle der Groß-Smials, seinen Vetter Merry neben sich. Er spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, als er sah, wie Juweline ihm langsam entgegen kam, in weiße Seide gehüllt, einen Kranz aus Immergrün und Efeu in den honigbraunen Haaren, die grauen Augen strahlend vor Freude und Zärtlichkeit.

Paladin selbst gab sie zusammen, legte ihre Hände ineinander und sprach den Segen. Er übernahm den ersten Tanz mit der schönen Braut – und als sie Gäste und Familie mit sich in einen ausgelassenen Springelring zogen, war es leicht, die weiße Decke zu vergessen, die draußen langsam die Wege und Wiesen unter sich begrub. Die Köche der Groß-Smials übertrafen sich selbst; sie servierten Schinken, in Honig und mit süßen Zwiebeln gebraten, Kohlaufläufe und Schwarzwurzeln und Karotten in Sahnesauce. Es gab köstliche kleine Blätterteigpasteten, mit kandierten Äpfeln und Rosinen gefüllt, mit Kirschkompott und Vanillepudding, riesige Apfeltorten mit Zimtstreuseln und Schokoladenkonfekt, für diesen besonderen Anlass extra aus Bree angeliefert. Die Hobbits – zweihundert Tuks, Brandybocks, Bolgers und Straffgürtels, Vettern und Basen, Onkel und Tanten – aßen und tranken, bis die riesigen Tische abgegrast waren, und die meisten von ihnen machten nicht einmal den Versuch, in der eisigen Nacht nach Hause zu fahren. Sie wurden dicht an dicht in jedem entbehrlichen Raum untergebracht; die kleinen Kinder lagen zusammengedrängt auf Kissenstapeln wie müde Welpen, die Erwachsenen saßen in Sesseln und tauschten über einem letzten Glas Wein schläfrig den letzten Klatsch aus.

Das Schlafzimmer, das man für das frisch verheiratete Paar vorbereitet hatte, prunkte mit einem großen Bett voll üppiger Kissen, flaumiger Daunen- und Wolldecken. Ein Feuer loderte im Kamin und Eglantine hatte kleine Schälchen mit getrockneten Rosenblättern auf den Nachttischen und dem Kaminsims verteilt. Juweline stand am Fenster des sommerduftenden Raumes und betrachtete den Winter draußen; noch immer fiel Schnee in riesigen Flocken und malte ein zartes Muster auf das Glas.

„Hallo, Liebste.“

Er stand hinter ihr, ein dunkler Schatten vor dem tiefgoldenen Licht der Flammen, und als er ihre Schulter berührte, legte sie ihre Finger über seine Hand. Er war bis einen Tag vor der Hochzeit in Krickloch gewesen (eine Tatsache, die ein paar reichlich schnippische Kommentare von seiner zukünftigen Schwiegermutter zur Folge hatte), aber Juweline machte das nichts aus. Sein jenem heißen Tag während der Ernte in letzten Jahr hatte es nie mehr einen Zweifel in ihrem Herzen gegeben, dass sie die seine war, und die entschlossene, unbeirrte Weise, mit der Pippin ihr Verlöbnis und ihre Hochzeit vorantrieb, mochte für ihre beiden Familien verblüffend sein, aber nicht für sie.* Sie hatte weder Interesse an einem sommerlichen Hochzeitsfest noch an irgend einer anderen angemessenen Feier. Der ganze pompöse Aufwand erfüllte sie bloß mit einer Art schwacher Belustigung. Sie war jetzt seine Frau, und das war alles, was zählte.

Sie erinnerte sich an den Julabend vor nur zwei Monaten, als Pippin mitten in einem Festmahl, das wenigstens so befriedigend war wie dieses, von der Tafel aufstand. Er verbeugte sich vor seinem Vater und vor ihren Eltern, hob sein Glas und bat um Juwelines Hand. In der darauf folgenden, ohrenbetäubenden Stille bemerkte sie zwei Dinge: die leidenschaftliche Freude und felsenfeste Zuversicht in seinem Gesicht und den Ausdruck überraschter Anerkennung im Gesicht von Meriadoc Brandybock, der neben ihm saß. Dann ließ ihre Mutter ihren halbvollen Becher mit Apfelwein fallen, und die gesamte Festgesellschaft um den Tisch begann gleichzeitig zu reden.

Paladin Tuk und ihr Vater zogen sich in das Studierzimmer zurück und sprachen bis tief in die Nacht hinein miteinander; am Ende war die Luft blau vom Pfeifenrauch und die Unterhaltung ebbte ab zu einem müden, zufriedenen „Gute Nacht, alter Junge“ von beiden Seiten. Ihre Mutter hechelte die Angelegenheit mit jeder verfügbaren Gevatterin durch und legte sich dann nach einem großen Glas Schlüsselblumenwein hin, um sich von dem Schock zu erholen. Und als all ihre Verwandten sowie die zukünftigen Verwandten endlich schlafen gegangen waren, öffnete Juweline das Fenster ihres Gästezimmers und ließ ihren frisch gebackenen Bräutigam ein. Sie sah zu, wie er die Kerzen auf dem Nachttisch anzündete, wie er sich auszog und in seiner Hast die Kleider überall im Raum verstreute. Dann befreite sie sich von ihrem Schlafgewand, nahm ihn in ihr Bett und schenkte ihm freudig ihre Jungfernschaft. ---

Jetzt, in ihrer Hochzeitsnacht, drehte sie sich zu ihm um, zog ihn an sich und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. Er roch nach Kräutern, Pfeifentabak und Lavendel, und darunter konnte sie seinen ganz eigenen Duft spüren... ein schwaches Aroma, warm und herb.

„Bist du deine Familie endlich losgeworden?“ fragte sie mit einem Lächeln und fühlte, wie das Gelächter durch seine Brust zitterte.

„Kein Tuk wird seine Familie jemals wirklich los“, erwiderte er und drückte einen sanften Kuss auf ihren Kopf. „Das hättest du vorher wissen sollen, mein schönes Mädchen.“

Sie schaute zu ihm auf, ein verwegenes Licht in den Augen,. „Als ob mich das hätte abhalten können, mein Herz!“

Jetzt fand sein Mund den ihren, und als Ehemann schmeckte er so gut, wie er es als Bräutigam und Liebhaber getan hatte – wenn nicht besser. Der frische Bund zwischen ihnen war so stark wie eine zweifache, lebendige Schnur um ihre Seelen. Seine Arme hielten sie, und sie spürte die gemächliche Liebkosung seiner langen, schlanken Finger, die sich ihren Rücken hinauf und hinabbewegten. Sie hob sich auf die Zehenspitzen – er war wirklich groß – und ließ ihre Finger durch sein Haar gleiten. Ja. So war es richtig.

Die Nacht war vollkommen still; alles, was sie hörte, war das leise Rascheln von Stoff unter ihren Fingern und der gemeinsame Rhythmus ihres Atems, der schneller und ein wenig schwerer wurde, als sie ihre Hände sein Rückgrat hinunter wandern ließ und um seine Hinterbacken schloss.

Plötzlich kam von draußen vor dem Fenster ein Geräusch, erstaunlich laut und tief. Juweline erkannte es sofort. Es war eines der Holzhörner, die eine Gruppe ausgelassener Zwanziger heute Morgen dazu benutzt hatten – zusammen mit Trommeln, Flöten und ein paar entsetzlich lärmenden Rasseln – um „die Braut zu wecken“. Es war ein altbekannter Brauch, aber für einen kurzen Moment hatte sie trotzdem erwogen, ihnen den Inhalt ihres Nachttopfes über den Kopf zu kippen, anstatt ihnen die Platte mit Süßigkeiten anzubieten, die auf dem Tisch wartete.

Es war nicht mehr als die letzte Fanfare eines turbulenten, glücklichen Festes, aber auf Pippin hatte es eine erschreckende Wirkung. Er gab ein seltsames, abgerissenes Keuchen von sich – dann wich er zurück und stand für einen endlosen Augenblick da, ohne sich zu rühren.

„Pippin?”

Wieder hatte der das Licht der Flammen hinter sich und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Eine plötzliche Furcht zerrte an ihrem Herzen.

„Pippin? Was...“

Er seufzte.

„Es tut mir Leid, mein Liebes. Ich habe in den letzten Nächten nicht so gut geschlafen. Ich...“

Er seufzte noch einmal.

„Weißt du... da waren üble Träume...“ Eine lange Pause. „Während der Fahrt... ich... ich weiß nicht, wie... es tut mir Leid.“

Er wandte sich ab, sein gesamter Körper unter ihren suchenden Händen starr wie eine gespannte Bogensehne. Sie konnte eine imaginäre Barriere zwischen ihnen spüren, die sie nur einen Wimpernschlag zuvor nie für möglich gehalten hätte.

„Erzähl es mir“ flüsterte sie und zwang ihre Stimme in einen leisen, sanften Tonfall. „Erzähl es mir, Liebster.“

Er zuckte mit den Schultern und ballte in hilflosem Zorn die Fäuste.

„Das muss wahrhaftig eine großartige Hochzeitsnacht für dich sein“, murmelte er bitter, „Ich wette, du hast alles andere erwartet, aber gewiss nicht, dass die alten Alpträume deines Ehemannes dich heimsuchen. Ich sollte mich wohl entschuldigen.“

Er drehte sich um, und selbst unter seiner Beschämung und seiner Traurigkeit konnte sie noch immer den dickköpfigen Mut erkennen, kraftvoll genug, um sie vor Stolz erzittern zu lassen... dass sie jetzt zu jemandem gehörte, der so stark und tapfer war.

„Keine Entschuldigungen.“ sagte sie mit Festigkeit. „Ich will über diese Alpträume Bescheid wissen. Wie kann ich dir helfen, wenn ich keine Ahnung davon habe?“

Seine strahlenden, grünen Augen waren verschattet und besorgt, als er sie ansah. „Bist du sicher, dass du das hören möchtest?“

Sie lächelte und nahm ihn wieder in die Arme; sie konnte fühlen, wie die Spannung langsam aus seinem Körper sickerte. „Musst du das wirklich fragen?“

Und so erzählte er es ihr, während die Flammen im Kamin langsam herunter brannten. Er saß auf dem Bett und sie saß auf seinem Schoß; er hielt sie an sich gedrückt, die Stirn an ihre warme Brust gelehnt. Er sprach über einen Februarabend vor acht langen Jahren, als er und Merry den Köder gespielt hatten für eine Meute blutdürstiger Uruk-Hai – um Frodo die Chance zur Flucht zu geben. Er erzählte ihr, wie er Boromir gesehen hatte, den Sohn des Truchsessen von Gondor, Krieger und Freund, der auf sie zustürmte, das Schwert in der Hand, das Gesicht bleich und entschlossen. Wie er für sie gekämpft hatte und seinen Körper zum Schild und schließlich zum Opfer darbot, als der verzweifelte Ruf des Hornes von Gondor ungehört verhallte.

„Ich konnte ihm nie Lebwohl sagen“ flüsterte er; seine Hände bebten auf ihrer Haut. „Das Letzte, was ich je von ihm gesehen habe, war seine verkrümmte Gestalt... Pfeile ragten ihm aus der Brust und dem Rücken wie entsetzliche Blumen. Weißt du, Boromir hat versucht...“

Er verfiel in Schweigen; sein schwerer Atem wärmte ihr den Hals. Da war noch mehr... viel mehr... aber sie wusste instinktiv, dass sie auf einen anderen Tag würde warten müssen, um den Rest dieser besonderen Geschichte zu hören, die ihn so verfolgte. Eigenartigerweise machte es ihr nichts aus. Sie hatten genug Zeit. Sie seufzte und schloss die Augen. Einen Moment später riss sie sie überrascht wieder auf – er hatte leise angefangen zu singen.

Daheim verblasst, die Welt rückt nah
mit vielen Pfaden liegt sie da…

Es war eine Melodie von schrecklicher Traurigkeit, aber wie immer war seine Stimme wunderschön, ein süßer, reiner Tenor. Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie dieses Lied schon einmal von ihm gehört hatte, aber sie wusste es nicht.

Und lockt durch Schatten, durch Trug und Nacht
bis endlich Stern um Stern erwacht...

Für einen Moment schwankte seine Stimme und brach, aber dann holte er tief Atem und fuhr fort.

Wolke, Zwielicht, Nebel trüb und schwer
verweht im Wind und ist nicht mehr...**

Ein Schauder rieselte durch seinen ganzen Körper, und wieder schwieg er für lange Zeit. Diesmal wartete sie einfach.

„Ich habe für den Vater von Boromir gesungen, als ich zuerst nach Minas Tirith kam“, sagte er. Die Worte tropften langsam in die Stille des Zimmers. „Er wollte ein Lied von mir, und alles, was ich anzubieten hatte, war... das. Er war ein stolzer Mann, aber er starb innerlich, und keiner hat es gewusst. Er ist direkt vor meinen Augen wahnsinnig geworden.“

Noch immer wortlos strich sie ihm mit den Fingern durch das Haar, und wieder fiel diese innere Tür, die sie so deutlich in seinem Herzen spürte, vor ihr zu. Genug... für heute Nacht ist es genug. Es würde der richtige Augenblick kommen, in dem er bereit war, zu ihr von dieser schmerzhaften Erinnerung zu sprechen, und von anderen Alpträumen. Jetzt brauchte er Trost, und sie war imstande, ihm Trost zu spenden.

Juweline zog mit den Lippen eine Spur über seine Stirn und über die Wangenknochen hinunter zu seinen Mundwinkeln. Er empfing ihren Kuss mit dem unschuldigen Eifer eines Jungen, aber nach einer Weile vertiefte er ihn; seine Lippen öffneten sich und seine Zunge bat um Einlass. Jetzt war es der reife Hunger eines Hobbits weit jenseits seiner Kindheit... und trotzdem hatte er sich eine gewisse Unschuld bewahrt, und für diese Tatsache war sie zutiefst dankbar. Sie kam ihm mehr als willig entgegen, und bald entledigte er sich seiner Kleider auf die gleiche Weise wie an jenem Julabend. Er wisperte Worte der Liebe, und sein vertrauter Tuk-Dialekt war ein sanfter Trommelwirbel in ihren Ohren. Ihr Nachthemd segelte auf den Fußboden und sie richtete sich auf, drehte sich um und bewegte sich rückwärts, dorthin, wo er nun auf dem Bett kniete; seine blasse Haut schimmerte wie Elfenbein in den wachsenden Dunkelheit.

Sie öffnete die Beine und sank mit einem Aufkeuchen hinunter auf seidige Glätte und lebendiges Eisen. Seine Hände lagen über ihren Brüsten, sie streichelten und kneteten, und sein Kinn auf ihrer Schulter schickte Wellen aus Schmerz und Entzücken durch ihren gesamten Körper. Seine Stimme war ein klares, wundervolles Lied der Ekstase – ein neues, glückliches Lied – und es ließ ihren Körper mit jeder Faser vibrieren. Sie spürte seine starken Muskeln, die sich unter ihr beugten und streckten, und dann drückte er sie sachte nach vorne, seine Handfläche zwischen ihren Schulterblättern, und sie schloss die Finger in einem so harten Griff um die Bettpfosten, dass die Knöchel weiß wurden. Er erhob sich hinter ihr, beide Hände auf ihren Hüften, und sie warf den Kopf zurück und begegnete seinen kraftvollen, regelmäßigen Stößen mit wachsender Heftigkeit... sie seufzte und stöhnte, zischte seinen Namen durch zusammengebissene Zähne und bebte unter dem Ansturm der feurigen Woge, die sich in ihrem Körper und Geist aufbaute. Und dann hörte sie ihn plötzlich erstickt aufschreien; er vergrub sich ein letztes Mal tief in ihr und sein Gipfel war eine weißglühende Explosion, die ihren eigenen Höhepunkt entfachte und glühende Funken der Freude durch ihr nachgiebiges, erhitztes Fleisch sprühen ließ.

Sie sanken knochenlos und mit verschlungenen Gliedern auf das Bett, und es brauchte einige Zeit, bis sie ihren Atem wiedergefunden hatten. Juweline spürte die Müdigkeit nach einem langen, erschöpfenden Tag und einer Nacht der Offenbarungen auf sie beide zurollen wie eine warme, beruhigende Welle, und er gab gemeinsam mit ihr nach, seine Wange an ihrer bloßen Schulter. Ehe sie in den ersten Schlaf in ihrem Ehebett davontrieb, hörte sie noch einmal seine Stimme, ein wenig heiser, aber erfüllt von einem stillen Lächeln.

„Mein Juwel...“ murmelte er. „Mein kostbarer Edelstein. Ich danke dir.“

Mein Ritter von Gondor. Mein kostbarster Hobbit von allen. Mein Einer und Einziger. Mein Liebster.

„Gern geschehen...“ flüsterte sie, und dann spülte der Schlaf über sie hinweg und trug sie mit sich davon.


ENDE

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*Die Geschichte dieser Begegnung wird von Ariel erzählt, in ihrer bezaubernden Kurzgeschichte „Die Eine“.

** Das Lied stammt natürlich aus dem Film „Die Rückkehr des Königs". Die beiden letzten Zeilen habe ich unter Zuhilfenahme von Billy Boyds englischem Originaltext neu übersetzt.


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